Die Analyse Versicherungen unter Druck
Niedrigzinsen, Digitalisierung, demografischer Wandel: Vor regionalen Versicherern wie der ÖSA liegen Herausforderungen.
Magdeburg l Der Versicherungsbranche wird nachgesagt, behäbig, zurückhaltend und hierarchisch zu sein. Ziemlich lange haben selbst weltweit tätige Konzerne wie die Allianz zugeschaut, wie sich anderswo der digitale Wandel weiterentwickelt. Mittlerweile erfindet sich die Branche gänzlich neu. Die Digitalisierung eröffnet nicht nur alternative Wege, mit dem Kunden in Kontakt zu treten, sondern zeigt auch neue Geschäftsfelder auf. Immer mehr Versicherungen bieten Produkte an, um ihre Kunden gegen Schäden durch Internet-Kriminalität abzusichern. Auch die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) werden im kommenden Jahr diesen Weg einschlagen. Experten gehen sogar davon aus, dass der Markt für Internet-Versicherungen irgendwann einmal die Autoversicherungen überholen könnte.
Die Versicherungsbranche steht aber noch vor weiteren Aufgaben: Die niedrigen Zinsen machen das Erwirtschaften versprochener Renditen am Kapitalmarkt immer schwieriger. Viele Versicherer drehen an der Kostenschraube, versuchen Prozesse zu verschlanken oder neue Einnahmequellen zu erschließen. Kleineren Versicherungsunternehmen fällt es in diesem Umfeld schwerer, dem Wettbewerbsdruck weltumspannender Konzerne Stand zu halten. Dazu kommt die Regulierungswut der Behörden: Versicherer müssen Kunden mittlerweile mit Bergen von Papier überschütten, bevor überhaupt ein Vertrag abgeschlossen werden kann. Neue Anforderungen im Risikomangement führen zudem dazu, dass die Erträge der Versicherungen sinken.
In Sachsen-Anhalt wird sich die ÖSA auch mit dem demografischen Wandel beschäftigen müssen. Langfristig wird die Zahl der Beitragszahler sinken. Intern beraten die Experten schon, wie die Versicherung damit umgehen soll. In Zukunft werden die Einzahlungen der einzelnen Versicherten steigen und die Auszahlungen im Schadensfall gedeckelt werden müssen.
