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Digitalisierung Firmen sind mehr Nachzügler als Vorreiter

Firmen in Sachsen-Anhalt beschäftigen sich laut einer Studie nur zögerlich mit der Digitalisierung.

26.05.2017, 23:01

Halle l Der Digitale Wandel hält Einzug in der deutschen Wirtschaft, in den kommenden Jahren werden intelligente Maschinen und Computer vermehrt Jobs übernehmen, die bislang von Menschen erledigt wurden. Bundesweit, so prognostizieren es Forscher des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), könnten 14,9 Prozent der Jobs von Menschen auf Maschinen übergehen, in Sachsen-Anhalt liegt die Quote etwas niedriger bei 14,6 Prozent.

Dass Sachsen-Anhalt etwas besser wegkommt als andere Bundesländer, liegt an der Struktur der Wirtschaft. Hierzulande gibt es mehr Dienstleistungsberufe, die auch in Zukunft von Menschen ausgefüllt werden müssen. Wer will sich schon beispielsweise im Alter von einem Roboter pflegen lassen? In anderen Ländern wie dem Saarland oder Baden-Württemberg gibt es dagegen mehr verarbeitendes Gewerbe. Hier könnten Maschinen in der Fertigung zum Einsatz kommen und Fachkräfte wie Maschinenbauer und Elektrotechniker verdrängen.

Dass sich der digitale Wandel bislang kaum ausgewirkt hat, liegt auch daran, dass sich viele Unternehmen damit noch gar nicht beschäftigt haben. Das wird an einer Studie deutlich, die Rebekka Heyme vom Zentrum für Sozialforschung Halle (ZSH) im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung angefertigt hat. „Je kleiner die Betriebe sind, desto geringer ist das Bewusstsein für den digitalen Wandel ausgeprägt“, erklärt sie.

480 Unternehmen in Sachsen-Anhalt hat Heyme zur Digitalisierung befragt. Von den kleineren Firmen mit weniger als 50 Mitarbeitern geben 36 Prozent an, nur „in geringem Maß“ vom digitalen Wandel betroffen zu sein. Neun Prozent sind der Ansicht, sie seien gar nicht betroffen. Lediglich etwas mehr als die Hälfte der Unternehmen gibt dagegen an, in hohem oder sehr hohem Maß betroffen zu sein.

Erstaunlich ist auch, was für Herausforderungen die Betriebe mit der Digitalisierung verbinden. 85 Prozent nennen den Datenschutz als größte Herausforderung für die kommenden zehn Jahre. 84,8 Prozent machen sich über die Weitergabe von Wissen innerhalb des Betriebs Gedanken und 79 Prozent über die künftige Rekrutierung von Personal. „Die Befragung zeigt, dass vor allem Risiken mit der Digitalisierung verbunden werden, Chancen spielen nur eine nachgeordnete Rolle“, erklärt Heyme.

Nur 59,3 Prozent der Befragten können sich laut der Befragung vorstellen, im Zuge der Digitalisierung neue Absatzmärkte übers Internet zu erschließen. Über neue digitale Geschäftsmodelle denken gerade einmal 53,7 Prozent der befragten Arbeitgeber nach.

Wie stark die Digitalisierung und ihre Folgen wahrgenommen wird, hängt aber auch von der Branche ab. Ein sehr hohes Bewusstsein weisen naturgemäß Unternehmen aus der IT-Branche auf. Auch Betriebe in den Bereichen Chemie, Metallbearbeitung und Maschinenbau beschäftigen sich nach eigenen Angaben vermehrt mit dem digitalen Wandel.

Geringer ausgeprägt ist die Nutzung neuer Technologien dagegen in der Landwirtschaft, erklärt Rebekka Heyme. „Die großen Betriebe setzen zwar schon auf technische Innovationen“, betont sie, „doch es gibt in Sachsen-Anhalt eben auch viele kleinere Landwirtschaftsbetriebe, die sich darüber noch keine weiteren Gedanken gemacht haben.“

Weitgehend einig sind sich die Firmen bei der Frage, was auf die Arbeitnehmer zukommt. Fast 79 Prozent sind der Ansicht, dass die Beschäftigten in Zukunft regelmäßig weitergebildet werden müssen, damit sie mit den technischen Neuerungen zurecht kommen. Nur 13,4 Prozent der Unternehmen in Sachsen-Anhalt gehen davon aus, aufgrund der technologischen Entwicklung Jobs abbauen zu müssen.

Rebekka Heyme geht – wie ihre Kollegen vom IAB – davon aus, dass vor allem einfache Helfertätigkeiten wegfallen werden. Ebenso fertigungstechnische Berufe und Jobs in der Unternehmensführung. Mit einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit rechnet sie aber bislang nicht.