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Digitalisierung Mittelstand scheitert am Breitbandinternet

Schnelles Internet ist ein Muss für mittelständische Unternehmen in Sachsen-Anhalt, doch bisher fehlt es am Breitbandausbau.

24.07.2017, 11:23

Halle/Magdeburg (dpa) l Der Mittelstand nutzt die Chancen des digitalen Wandels noch zu wenig. Das geht aus einer Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform und des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zum Mittelstand in Sachsen-Anhalt hervor. Das Internet sei für die Unternehmen zwar nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Benutzt werde die moderne Technik indes vorrangig zur Kommunikation mit Kunden und Geschäftspartnern (91,3 Prozent der Befragten), zum Online-Banking (87 Prozent) und zur Präsentation der Firma (80,9 Prozent). Für den Verkauf von Produkten und Dienstleistungen werde das Internet hingegen eher gering genutzt.

Laut Umfrage praktizieren dies in Sachsen-Anhalt nur 13,9 Prozent der Mittelständler, im Bundesdurchschnitt sind es 24,6 Prozent. Ursachen seien die regional sehr unterschiedliche oder gar fehlende Internetanbindung vor allem auf dem Lande. Zudem legten Firmen auch eher den Fokus auf traditionelle Geschäftsmodelle und hätten noch zu wenig Dienstleister als Unterstützer für einen effektiven Umgang mit digitaler Technik, hieß es.

"Einer der wichtigsten Gründe dürfte die Infrastruktur sein", sagte Reinhard Schröter, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau. Auch dies belegten die Daten der Creditreform-Umfrage: Die Frage, ob der Internetzugang ausreichend schnell ist, bejaht in Sachsen-Anhalt demnach nur knapp jeder dritte Unternehmer.

Zum Vergleich: In Berlin sind fast drei Viertel der Befragten zufrieden und in Thüringen 58 Prozent. Im Land gibt es laut Creditreform rund 65.000 Mittelständler. Das sind Firmen mit bis zu 500 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von höchstens 50 Millionen Euro. Für die Studie zur wirtschaftlichen Lage des Mittelstandes hatten sich den Angaben zufolge in Sachsen-Anhalt knapp 500 Firmen im Frühjahr beteiligt.

Schröter verwies zugleich auf einen Wettbewerb zum Thema "Digitale Erfolgsgeschichten" der gewerblichen Kammern. Dazu gehören die Handwerkskammern Magdeburg und Halle sowie die Industrie- und Handelskammern Magdeburg und Halle-Dessau. Dieser Wettbewerb habe deutlich gezeigt: "Wo die Rahmenbedingungen stimmen, wird die Digitalisierung bereits heute in breiten Kreisen der sachsen-anhaltischen Wirtschaft mit guten Ergebnissen praktiziert", sagte der Vize-IHK-Chef in Halle.

Der Mittelstand in Sachsen-Anhalt sei sehr kleinteilig, sagte der Pressesprecher des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft Sachsen-Anhalt, Gerd Woldmann. Das Thema sei zwar in aller Munde, komme aber an der Basis noch nicht an. "Weil keiner zum Anfassen erklären kann, warum auch der Bäckermeister mit seinem kleinen Laden sich um die Digitalisierung kümmern muss." Woldmann betont: "Hauptaufgabe ist es momentan, die Leute zu erreichen und zu sensibilisieren, denn Digitalisierung ist eines der wichtigsten Themen in den kommenden Jahren."

Der Geschäftsführer des Verbandes der Einzelhändler, Knut Bernsen, betonte, etliche Unternehmen stünden kurz vor einem Generationswechsel. Viele scheuten deshalb wohl größere Investitionen. Vielfach fehle es auch immer noch an schnellem Internet.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsministerium hatte unterdessen kürzlich angekündigt, das Land wolle kleinen und mittleren Unternehmen im Rahmen seiner Digitalen Agenda mehr helfen – um etwa eigene Projekte gemeinsam mit Ideengebern aus der IT- und Kreativwirtschaft umsetzen zu können. Zudem liefen Förderprojekte zum Breitbandausbau, um Unternehmen und Haushalte mit schnellem Internet besser zu versorgen.