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Eier-Skandal EU ruft zum Sondertreffen

Fünfzehn Länder in Europa sind bereits vom Skandal um Insektizid-belastete Eier betroffen. Die EU ruft nun zum Sondertreffen.

11.08.2017, 23:01

Mülheim/Essen (dpa) l Der Skandal um mit Fipronil belastete Eier zieht in Europa immer weitere Kreise – deutsche Verbraucher sollen dagegen mit mehr geprüften Eiern in den Regalen rechnen können. Die Discounter Aldi Nord und Süd haben Eier wieder ins Angebot aufgenommen, nachdem sie Ende vergangener Woche sämtliche Eier vorsorglich verbannt hatten. Nur in Einzelfällen könne es noch zu Engpässen kommen, teilten die Supermarktketten mit. Die Eier, die jetzt in den Verkauf gehen, sollen auf das Insektizid getestet sein. In einigen Ländern kommt das Ausmaß betroffener Lieferungen aber gerade erst ans Licht - und die Ermittlungen werden konkreter.

Nach Deutschland wurden laut Bundeslandwirtschaftsministerium „rund 10,7 Millionen möglicherweise mit Fipronil belastete Eier aus den Niederlanden (...) geliefert“, wie die „Rheinische Post“ (Freitagsausgabe) unter Berufung auf eine Antwort des Ministeriums auf eine kleine Anfrage der Grünen-Fraktion berichtet. Zuvor hatte Niedersachsens Agrarminister Christian Meyer (Grüne) bereits von mutmaßlich zehn Millionen betroffenen Eiern gesprochen.

• 20 Tonnen mit Fipronil belastete Eier wurden zudem nach Dänemark geliefert. Das teilte die Behörde für Lebensmittelsicherheit am Donnerstagabend mit. Eine dänische Firma habe die gepellten und gekochten Eier von einem belgischen Händler bezogen - produziert wurden die Eier demnach aber in den Niederlanden. Die Belastung mit den Insektengift sei zwar nicht gesundheitsschädlich, aber zu hoch für den Verkauf.

• Großbritannien geht mittlerweile von 700.000 belasteten Eiern aus, die importiert wurden. Das ist etwa 33 Mal so viel wie zunächst angenommen.

• Rumänien teilte am Donnerstagabend mit, die Behörden hätten eine Tonne flüssiges Eigelb mit Fipronil-Belastung sichergestellt – geliefert wurde die Ware demnach aus Deutschland. Das Eigelb soll nun verbrannt werden.

• In Österreich verkauften zwei Großhändler Hunderte Kilo gekochter und geschälter Eier aus den Niederlanden, die mutmaßlich belastet sind, wie die Lebensmittelaufsicht mitteilte. Eine Rückrufaktion laufe. Für die Chargen hatte es demnach in Deutschland eine Warnung gegeben.

• In Frankreich sind laut Landwirtschaftsministerium bislang nur Eier betroffen, die zur Weiterverarbeitung bestimmt waren. Fünf Betriebe haben demzufolge insgesamt 1,7 Millionen kontaminierte Eier aus den Niederlanden und aus Belgien bekommen. Auch Luxemburg, Schweden und die Schweiz sind vom Skandal betroffen - Spanien, Portugal und Italien nach ersten Erkenntnissen hingegen nicht.

Wegen der Entwicklungen will die EU-Kommission am 26. September ein Ministertreffen zum Fipronil-Skandal abhalten. Geplant sei, die Gespräche über die möglichen Konsequenzen „mit etwas Abstand“ zu führen, sagte eine Sprecherin. Bundesernährungsminister Christian Schmidt hatte zuvor mitgeteilt, er halte Beratungen Anfang September für angemessen. „Die Fipronil-Belastung hat eine europäische Dimension und muss europäisch gelöst werden“, sagte der CSU-Politiker. Er wolle zudem die EU-Ratspräsidentschaft bitten, das Thema Fipronil auf die Tagesordnung des nächsten EU-Ministerrats zu setzen, sagte Schmidt.

Am Donnerstag nahm die niederländische Polizei in dem Skandal zwei Manager des Unternehmens ChickFriend fest, das im Zentrum der Ermittlungen steht. Die Männer stehen unter Verdacht, bei der Säuberung von Hühnerställen bewusst Fipronil eingesetzt zu haben.