1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Wann kommt der E-Durchbruch?

Elektromobilität Wann kommt der E-Durchbruch?

Automobilbranche und Zulieferer müssen sich beim Wandel von Verbrennungsmotoren zu Elektroantrieben auf Herausforderungen einstellen.

Von Massimo Rogacki 25.05.2019, 01:01

Schönebeck l Der Wandel zur Elektromobilität stellt die Automobilbranche vor große Herausforderungen - damit muss sich auch Sachsen-Anhalts Automobilzulieferer-Industrie verstärkt beschäftigen. Automatisiertes Fahren und Elektromobilität – wie beeinflussen diese Lösungen die Wertschöpfungsketten der Autoindustrie? Um diese Frage drehte sich das 11. VDI-Forum am Donnerstag im IGZ Inno-Life in Schönebeck.

Hans Remsing, Leiter des Kompetentzentrums Automotive der Deutschen Bank AG, beobachtet eine große Unsicherheit am Markt. Gründe: Brexit, Auswirkungen des Diesel-Skandals, globale Handelsstreitigkeiten und sinkende Absatzzahlen auf dem wichtigen chinesischen Markt. Der war im vergangenen Jahr erstmals seit zwei Jahrzehnten geschrumpft.

Auch deutsche Autohersteller wie BMW und Daimler mussten ihre Gewinnprognosen nach unten korrigieren. Für Verunsicherung bei den Kunden sorge zudem der Umgang der Autohersteller mit der Schadstoffnorm WLTP.

Herausforderungen für die Hersteller: Neue Mobilitätskonzepte drängen in den Markt. Hersteller müssen investieren. Neben dem klassischen Geschäft müssen sie alternative Antriebskonzepte (etwa Brennstoffzelle oder Hybrid) ausloten. Das Problem: Niemand könne vorhersagen, welche Antriebsart sich mit welcher Geschwindigkeit durchsetze, sagt Remsing. Eine schwierige Situation für Hersteller und auch Zuliefererbetriebe.

In der Automobilbranche in Sachsen-Anhalt gibt es 270 Unternehmen mit rund 23.000 Beschäftigten. Viele davon arbeiten in Entwicklungspartnerschaften mit Fahrzeugherstellern und wissenschaftlichen Einrichtungen. Ein essenzieller Wirtschaftszweig. Teil davon: Thyssenkrupp Presta Schönebeck. Geschäftsführer Sascha Singer ist trotz Unwägbarkeiten optimistisch. Es gehe zukünftig darum, in einer sich transformierenden Branche schnell Antworten auf Kundenfragen zu liefern. Das Unternehmen fertigt Einzelteile und Baugruppen elektromechanischer und hydraulischer Lenkungen für internationale Automobilkonzerne. 100 Millionen Euro wurden in Schönebeck in den vergangenen fünf Jahren investiert. Über 900 Mitarbeiter arbeiten dort.

Das Unternehmen habe sich in den vergangenen Jahren von der einfachen Komponentenfertigung hin zu einem Systemlieferanten entwickelt, der neben der Fertigung von Lenksystemen Elektronik selbst ermitteln, designen und die passende Software schreiben könne. Auf diesem Level nicht alltäglich, erklärt Singer. Um sich im Zuge des Mobilitätswandels gut aufzustellen, müsse auch bei unternehmensinternen Hierarchien nachgebessert werden, meint er. In Schönebeck arbeiten „teilautonome“ Gruppen an den Projekten. „Die Leute werden befähigt, ihre Arbeit selber zu machen“, sagt Singer. „Wer schnelle Lösungen liefert, wird am Ende die Nase vorn haben.“

Die Experten appellieren an die Branche: Die Automobilzulieferer dürften sich in dieser Phase nicht zurücklehnen und die Entwicklung abwarten. Investitionen in Forschung, Entwicklung und Vertrieb seien unumgänglich. Die Zulieferer müssten sich auf Basis ihrer bestehenden Kompetenz überlegen: Wo bieten sich Chancen beim batterieelektrischen Antrieb?

Die große Unbekannte bei alldem: Der Konsument. Welchem Konzept wird er in Zukunft den Vorzug geben?, ist er überhaupt schon bereit für eine E-Auto-Offensive? Fakt ist: Im Moment entscheide sich der Käufer gegen E-Fahrzeuge und Dieselmotoren, sagt Remsing. SUVs wiederum würden verstärkt nachgefragt. Von Mentalitätswandel ist noch nicht so viel zu spüren.

Hans Remsing erwartet nichtsdestotrotz einen Transformationsprozess. Laut einer Prognose könnte der Anteil batterieelektrischer Fahrzeuge im Jahr 2025 bei fünf bis acht Prozent liegen.