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Erweiterung Cargill nimmt Alkoholwerk in Barby in Betrieb

Das US-Unternehmen Cargill hat für 60 Millionnen Euro seine Weizenstärkefabrik in Barby um ein Alkoholwerk erweitert.

17.06.2016, 23:01

Barby l Seit rund 25 Jahren steckt in Schokoladen, Backzutaten und manchen Getränken ein Stückchen Barby mit drin. Das US-Unternehmen Cargill war eines der ersten, das kurz nach der Wende in Ostdeutschland groß investiert hat, zur Eröffnung der Weizenstärkefabrik 1991 reiste einst sogar der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl an. Quasi zum Jubiläum hat Cargill nun seinen Standort um eine Alkoholfabrik erweitert. Künftig wird ein Stück Barby dann auch in Spirituosen, Parfüm, Mundwasser und Desinfektionsmitteln stecken.

„Wir halten nicht nur am Standort Barby fest, sondern entwickeln ihn weiter“, betont Cargill-Deutschland-Chef Ludger Te Laak am Freitag bei der offiziellen Feierstunde. Künftig werden nicht mehr nur 90 000 Tonnen Weizenstärke am Standort produziert, sondern auch 50 000 Kubikmeter Ethanol. Der Stoff wird auch als Trinkalkohol bezeichnet.

60 Millionen Euro hat die Standorterweiterung gekostet, zwei Jahre dauerten die Bauarbeiten für das neue Werk. Ausschlaggebend für die Investition sei der Wegfall des Branntweinmonopols in Deutschland gewesen, erklärt Ludger Te Laak. „Vorher hat sich die Alkoholproduktion schlicht nicht gerechnet.“

Bis Ende 2013 war der Alkoholmarkt durch die Bundesmonopolverwaltung für Branntwein streng reguliert. Die Geschichte des Monopols reicht in das Jahr 1918 zurück, damals trachtete das Deutsche Reich danach, die unkontrollierte Herstellung von Hochprozentigem einzuschränken. Später hielt der Staat das Monopol aufrecht, um die kleinen Traditionsbrennereien vor Wettbewerbern zu schützen. Doch den Protektionismus hat die Europäische Union gestoppt. Für die rund 550 landwirtschaftlichen Brennereien in der Bundesrepublik fiel das Monopol vor knapp drei Jahren, ab 2017 müssen sich dann auch die Obstbrennereien dem freien Markt stellen.

Cargill will den sich öffnenden Markt mit seinem neuen Werk in Barby erschließen. „Wir sind in dem Gebiet nicht unerfahren, in anderen Ländern produzieren wir schon länger Alkohol“, erklärt Deutschland-Chef Te Laak. Durch die Werkserweiterung konnte Cargill in Barby auch zehn neue Mitarbeiter einstellen, insgesamt zählt der Standort jetzt 153 Beschäftigte.

Klaus Rinne, Werkschef in Barby, ist optimistisch, dass das Alkoholwerk erfolgreich laufen wird: „Das Wachstum an unserem Standort wird von engagierten Mitarbeitern getragen.“ Der für die Alkoholproduktion benötigte Weizen stamme zudem ausschließlich aus der Region. „Zuletzt haben wir 560 000 Tonnen Weizen am Standort vermahlen.“

Bundesweit arbeiten für Cargill 1800 Mitarbeiter an 14 Standorten, weltweit zählt der Mischkonzern 150 000 Beschäftigte in 70 Ländern. Cargill gehört zu den wenigen amerikanischen Großunternehmen, die noch immer familiengeführt sind. Die Konzerngeschichte reicht gut 150 Jahre zurück und begann 1865 im US-Bundesstaat Iowa. Damals eröffnete William Wallace Cargill dort das erste Getreidelager.

Inzwischen ist Cargill ein weltweit operierender Mischkonzern, bietet Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Finanzen. Doch man ist weiterhin darauf bedacht, seinen Ruf als Familienunternehmen zu wahren, betont Te Laak. „Wir machen nur ethisch vertretbare Geschäfte und wir wollen ein verlässlicher Partner sein.“