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EU-Behörden Bonn und Frankfurt gehen leer aus

Bei der Abstimmung über den Umzug von EU-Behörden nach dem Brexit, haben deutsche Bewerbungen das Nachsehen gegenüber Amsterdam und Paris.

20.11.2017, 23:01

Brüssel (dpa) l Die frühere Bundeshauptstadt Bonn hat sich im Rennen um den künftigen Sitz der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) nicht durchsetzen können. Die deutsche Bewerbung um den Standort schied am Montag bereits in der ersten Runde einer geheimen EU-Abstimmung in Brüssel chancenlos aus. In einer Stichwahl kam es schließlich zu einem Unentschieden zwischen Mailand und Amsterdam. Die Entscheidung fiel per Losverfahren für die niederländische Hauptstadt.

Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) äußerte seine Enttäuschung, sah aber auch positive Effekte der Bewerbung um die für die Bewertung und Überwachung von Arzneimitteln in der EU zuständige Behörde. „Auf jeden Fall haben wir mit der Bewerbung Bonn als attraktiven Standort für internationale Einrichtungen in Erinnerung rufen können“, erklärte Sridharan.

Nach der Kandidatur von Bonn für die Arzneimittelagentur EMA fiel auch die von Frankfurt am Main für den Standort der Bankenaufsicht EBA durch, wie Diplomaten am Montagabend nach der zweiten Runde einer geheimen Wahl berichteten. Den Zuschlag erhielt die französische Hauptstadt Paris. Frankreich wirft sich schon seit längerem mit voller Kraft ins Ringen um Brexit-Banker – als Wettbewerber der deutschen Bankenmetropole Frankfurt. "Wir wollen, dass Paris Europas Finanz-Hub Nummer 1 nach dem Brexit wird", lautet das Credo von Premierminister Edouard Philippe.

Die für die Bewertung und Überwachung von Arzneimitteln zuständige EMA ist wie die europäische Bankenaufsichtsbehörde EBA derzeit noch in London beheimatet. Beide Behörden sollen wegen des geplanten EU-Austritts Großbritanniens so schnell wie möglich in eines der 27 bleibenden EU-Länder umgesiedelt werden.

Die Sitze von EU-Behörden sind begehrt. Wer den Zuschlag erhält, kann auf hohe Zusatzeinnahmen hoffen. Die EMA und die EBA richten jährlich Hunderte Konferenzen und Veranstaltungen mit Experten aus aller Welt aus. In London sorgten beide Agenturen zuletzt pro Jahr für rund 39.000 zusätzliche Hotelübernachtungen. Hinzu kommt, dass die meisten hoch qualifizierten Mitarbeiter umziehen dürften. Die EMA beschäftigte zuletzt rund 900 Menschen, die EBA kam auf knapp 200.