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Fachkräftemangel Pflegeverband begrüßt Ausbildungsreform

Dem Fachkräftemangel in der Pflege in Sachsen-Anhalt soll eine reformierte Ausbildung entgegen wirken.

31.12.2019, 23:01

Magdeburg (dpa) l Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) begrüßt die zum Jahreswechsel in Kraft tretende Reform für die Ausbildung von Pflegerinnen und Pflegern. "Wir sehen die neue Pflegeausbildung sehr positiv", sagt Marliese Biederbeck, Geschäftsführerin des DBfK-Südosts. Besonders betonte sie die neue Flexibilität. So sei es jetzt deutlich einfacher zwischen Bereichen wie Alten- und Krankenpflege zu wechseln. Der Verband geht davon aus, dass durch die Reform der Ausbildung der Beruf attraktiver werde.

Laut Statistischem Landesamt gab es Ende 2017 gut 110.000 pflegebedürftige Menschen im Land – knapp 30.000 mehr als zehn Jahre zuvor. Neuere Zahlen liegen nicht vor. Laut dem aktuellen "Blickpunkt Pflege" der Arbeitsagentur stieg die Zahl der offenen Stellen für Kräfte in der Krankenpflege von 200 (2013) auf 300 (2018). In der Altenpflege habe sich Zahl der unbesetzten Stellen seit 2013 von 300 auf 700 erhöht. Dabei ist die Zahl der in Pflegeberufen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in diesem Zeitraum nur um 12,7 Prozent gestiegen.

Um die heiß begehrten Pfleger anzuwerben, lassen sich Arbeitgeber viel einfallen. So hat die Uniklinik Magdeburg ein Hip-Hop-Video veröffentlicht, in dem die Stadt angepriesen wird. So ist etwa die Rede von der "Silicon-Valley-Zweigstelle-Ost" und dass man nur 50 Meter von der Elbe zum nächsten Tresen bräuchte.

Die Asklepios Klinik Weißenfels hat neuen Stationspflegerinnen und -pflegern eine Startprämie von 10.000 Euro geboten, die nach einem halben Jahr ausgezahlt werde. "Unsere Aktion hat für sehr viel Gesprächsstoff in der Pflegebranche gesorgt. Dies war auch so gewollt - jeder weiß nun, dass wir in Weißenfels Pflegekräfte suchen", heißt es von der Klinik.

In Summe seien bislang zwölf neue Pflegekräfte gewonnen worden, im ersten Quartal 2020 sollen 14 weitere starten. Unmut bei bereits beschäftigten Kräften versuche man durch bezahlte Fortbildung oder Extra-Zahlungen etwa bei Sondereinsätzen entgegen zu wirken.

Die Höhe dieser Kopfprämie wird vom DBfK als "immens" bezeichnet. "Wir sehen das sehr, sehr kritisch", sagt Biederbeck. So werde nur Personal abgeworben. Es sei aber hilfreicher, mit dem Geld die Arbeitsbedingungen der Pflegerinnen und Pfleger zu verbessern.

Die Median Klinik NRZ Magdeburg hat seine Prämie bei 5000 Euro angesetzt. Auch hier seien zwölf Kräfte gewonnen worden. Diese haben sich nach Angaben der Klinik aber auch aufgrund von Familienfreundlichkeit und Grundgehalt dazu entschieden.

Um den Mangel an Fachkräften einzudämmen, war Landeswirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) auch jüngst in Vietnam. Von dort und aus anderen Ländern sollen Kräfte kommen. "Wir sehen das eher als einen Tropfen auf den heißen Stein", sagt Biederbeck.

Der Arbeitsmarkt für Pfleger sei in anderen europäischen Ländern attraktiver. So dürften Pfleger dort beispielsweise Medikamente verteilen und bräuchten keine ärztliche Verordnung, wenn sie einem Patienten eine Rollator verschrieben. "Viele Kräfte die aus dem Ausland nach Deutschland kommen, sind schnell enttäuscht. Wir müssen den Pflegern mehr zutrauen."