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Fahrschule Fahrlehrer mit Mundschutz im Auto

Die Volksstimme fragt Betroffene, wie sich die Corona-Krise auf ihre Arbeit auswirkt. Das Gespräch führte Herbert Spies.

19.05.2020, 23:01

Ein Interview mit Fahrlehrer Michael Scheler aus Wolmirstedt.

Volksstimme: Wie geht es Ihnen?

Michael Scheler: Bescheiden. Wir freuen uns zwar, dass wir nach sieben Wochen Pause wieder arbeiten dürfen. Aber die Einschränkungen machen uns das Leben schwer. Ich muss den ganzen Tag mit Mundschutz im Auto sitzen. Auch unsere Schüler müssen einen solchen tragen. Es ist ja unmöglich, zwischen dem Fahrer- und dem Beifahrersitz 1,50 Meter Abstand zu halten. Ich habe inzwischen das Gefühl, ich spreche durch einen Filter. Immer die Schnute in dieser Tüte, das ist wirklich nicht angenehm.

Wie hoch ist Ihr wirtschaftlicher Schaden?

Den kann ich noch gar nicht beziffern. Ich musste viele Kosten weiter schultern. Die Fahrschule Thiede gibt es seit 25 Jahren in Wolmirstedt. Wir sind zu fünft, noch drei Fahrlehrer und eine Sekretärin. Die anderen waren in Kurzarbeit, ich als Inhaber durfte ja nicht.

Welche Rückmeldungen bekommen Sie von Ihren Kunden?

Die Fahrschüler sind regelrecht gierig, nun endlich ihren Führerschein zu machen! Wir werden derzeit regelrecht überrannt, das ist ein richtiger Boom. In der Regel sind unsere Kunden 17 oder 18 Jahre alt. Diese Altersgruppe hat wegen der Corona-Pandemie viel Freizeit. Und sie finden es gar nicht gut, dass das jetzt trotz der Lockerung noch seine Zeit dauert. Denn in der Regel kann bei diesem Andrang jeder nur alle anderthalb bis zwei Wochen eine Fahrstunde nehmen. Wir sind froh, dass wir endlich wieder prüfen lassen können.

Was treibt Sie an?

Jeden Tag mit Menschen zu arbeiten. Denn auch in Zeiten einer solchen Krise lächeln die Leute.

Welche lustigen Erlebnisse haben Sie?

Manche Fahrschüler lassen sich tolle Sachen einfallen, wenn sie sich einen Mundschutz selber nähen. Da kommen Leute mit Fahrschul-Karikaturen auf der Mund- und Nasenmaske, andere haben diese aus einem Stoff mit Autos gefertig. Das finde ich originell.

Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Oh, ich würde mich sehr freuen, wenn die Lockerungen weiter voranschreiten würden. Denn wir müssen nach jeder Fahrstunde die Autos desinfizieren und ausgiebig lüften. Deshalb entstehen immer wieder Pausen. Vor Corona konnten wir eine Fahrstunde nach der anderen anbieten. Das geht nun erstmal nicht mehr. Das bedeutet weitere Einnahmeverlust für uns.

Gibt es noch mehr?

Ja. Ich wünsche mir von der Bundesregierung, dass nicht am Ende alles über Steuererhöhungen finanziert wird.