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Faktencheck Spargelentsorgung zur Preissteigerung?

Wird in Deutschland massenhaft Spargel entsorgt, um künstlich den Verkaufspreis in die Höhe zu treiben? Ein Faktencheck.

04.06.2020, 11:51

Berlin (dpa) l Große Mengen geernteten Spargels, abgekippt auf einem Feld in Rheinland-Pfalz – steckt dahinter eine Strategie zum Nachteil des Verbrauchers? Einige Nutzer in den sozialen Netzwerken vermuten das in ihren Kommentaren unter entsprechenden Fotos. Manche wittern auch Lebensmittelverschwendung wegen angeblich zu strenger EU-Normen. Doch es gibt eine andere Erklärung.

Der Spargelpreis wird durch Verknappung beeinflusst.

Bei dem Spargel auf den Fotos handelt es sich vor allem um Sortierabfälle, die dem Boden und damit wieder dem Nährstoffkreislauf zugeführt werden – laut Verbandsangaben ein üblicher Vorgang.

Die Aufregung um die Spargel-Fotos wird zunächst vom Web-Portal "Alzeyer Zeitung" und danach in einem Artikel der "Allgemeinen Zeitung" aufgegriffen. In diesem kommt Landwirtin Sonja Lipp zu Wort, deren Spargel laut Angaben der "Allgemeinen Zeitung" auf den Bildern abgebildet ist. Sie erklärt, die abgebildeten Stangen seien Sortierabfälle und der Rücklauf von den Verkaufsständen. Der Deutschen Presse-Agentur bestätigt die Landwirtin: Der Spargel auf den Bildern stammt von ihrem Hof. Der Hauptteil seien Abfälle, die bei der Produktion anfielen.

Hintergrund ist, dass Spargel etwa 27 Zentimeter lang gestochen und für den Verkauf auf 22 Zentimeter gekürzt wird. Das ist laut der entsprechenden Vermarktungsnorm der UN-Wirtschaftskommission für Europa die maximale Länge für weißen Spargel. Eine Vermarktungsnorm der Europäischen Union (EU) spezifisch für Spargel gibt es indes nicht mehr. EU-weit gelte nur noch eine allgemeine Vermarktungsnorm, schreibt das Bundeszentrum für Ernährung auf seiner Webseite. "Darin sind Mindestanforderungen festgelegt, die nicht nur für Spargel, sondern für eine ganze Gruppe von Obst- und Gemüsearten gelten."

Neben den Abfällen, die beim Spargel-Kürzen anfallen, gibt es noch den Rücklauf von den Verkaufsständen. An einem heißen Tag mit wenig Verkauf etwa sei die zurückkommende Ware nicht mehr frisch – und damit unverkäuflich. "Das nimmt uns kein Großhandel mehr ab, auch nicht die Tafel", so Lipp in der "Allgemeinen Zeitung". Der Vorstandssprecher des Verbandes Süddeutscher Spargel- und Erdbeeranbauer (VSSE), Simon Schumacher, sagte der Deutschen Presse-Agentur, 20 bis 30 Prozent der Spargelernte gingen als Abfall zurück aufs Feld. "So werden die Nährstoffe in den Boden und damit in den Kreislauf zurückgeführt." Das sei ein üblicher Vorgang.