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Piëch  VW-König außer Dienst

Der langjährige Patriarch des Weltkonzerns Volkswagen, Ferdinand Piëch, wird am Ostermontag 80 Jahre alt.

15.04.2017, 23:01

Wolfsburg (dpa) l Es dürfte ein stiller Geburtstag werden. Ferdinand Piëch, der Porsche-Enkel und langjährige Patriarch des Weltkonzerns Volkswagen, wird am Ostermontag 80 Jahre alt – aber große öffentliche Feiern sind nicht geplant. Piëch dürfte dazu auch nicht in der Stimmung sein. Denn zu viel ist passiert in den vergangenen zwei Jahren. Der „Automanager des Jahrhunderts“ ist Geschichte bei Volkswagen – lange Zeit völlig unvorstellbar.

Den Ausbau des VW-Imperiums sah Piëch als eine Art Lebenswerk. Lange Zeit regierte er erfolgreich von seinem Wohnort Salzburg aus, er war die oberste Instanz, ein VW-„König“. Der „Alte“ wurde er genannt. Doch das Kapitel ist beendet, nach heftigen internen Machtkämpfen. Denn Piëch ist praktisch raus aus VW und der Dach-Holding Porsche SE. Er verkaufte den größten Teil seines milliardenschweren Aktienpakets, vor allem an seinen jüngeren Bruder Hans Michel Piëch (75). Er ist der neue starke Mann im Familienclan.

Vor fünf Jahren war das noch ganz anders – als Ferdinand Piëch 75 wurde. 2012 war das, Volkswagen eilte von Rekord zu Rekord. Piëch feierte seinen Geburtstag als Firmenpatriarch mit vielen Gästen in einem Nobelhotel in Dresden. Sein Ziel war es immer, Volkswagen zur Nummer eins in der Welt machen – mit allem, was auf Straßen fährt, vom Kleinwagen bis zum Laster. „Ich bin nicht gern Zweiter“, sagte Piëch einmal in einem Interview. Er war der mächtigste Mann bei VW.

Mit einzelnen Sätzen machte Piëch Unternehmenspolitik und bestimmte die Schlagzeilen. Kurz vor Beginn der IAA 2009 zum Beispiel sagte er: „Zwölf ist eine gute Zahl.“ Damals zählte das VW-Imperium noch neun Marken – es dauerte nicht lange, da waren es zwölf.

Das alles ist Geschichte. Wie aber geht es weiter bei VW – ohne Piëch? Nicht wenige in der Branche meinen: Sein Abgang kann Volkswagen gut tun. Denn die Autoindustrie befindet sich angesichts alternativer Antriebe und der Digitalisierung in einem grundlegenden Wandel. Andere Führungsmuster sind gefragt. VW-Chef Matthias Müller treibt einen „Kulturwandel“ voran: weniger Zentralismus, mehr eigene Verantwortung für die Mitarbeiter, mehr interne Diskussionen.

Aber kann das riesige VW-Imperium mit mehr als 600 000 Beschäftigten weltweit dauerhaft Bestand haben, ist es überhaupt noch zu führen? „Volkswagen ohne Piëch ist wie Jugoslawien ohne Tito“, zitierte kürzlich das „Handelsblatt“ einen Insider – nach dem Tod Titos fiel das Staatengebilde in sich zusammen.