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Fernbusse Flixbus kauft Postbus

Der ruinöse Preiskampf zwingt Deutsche Post zum Rückzug aus dem Fernbusmarkt.

03.08.2016, 23:01

Berlin/Magdeburg (dpa/ba) l Der Fernbus hat die Verkehrsbranche in Deutschland kräftig durcheinandergewirbelt. Doch von den vielen Anbietern, die nach der Liberalisierung 2013 auf den Markt drängten, sind nur noch wenige übrig. Nun gibt die Deutsche Post auf – und verkauft das schwierige Geschäft an den Marktführer.

Flixbus hat Postbus, die Nummer zwei, übernommen. Das Unternehmen, das 900 Orte in 20 Ländern anfährt, hat damit rund 120 neue Ziele dazugewonnen. Jetzt komme es darauf an, aus beiden Streckennetzen ein besseres zu machen, sagt Geschäftsführer André Schwämmlein. Bislang parallel fahrende Linien auf Verbindungen wie München–Berlin sollen zugunsten neuer Ziele reduziert werden. „Wir wollen zum Beispiel die Küste häufiger anfahren und den grenzüberschreitenden Verkehr ausbauen, vor allem aber die Regionen stärken“, sagt Schwämmlein. Profitieren sollen Kleinstädte, die bisher noch nicht an das Fernbus-Netz angeschlossen sind.

In Sachsen-Anhalt bietet Flixbus derzeit 20 verschiedene Verbindungen an. 13 Städte sind an das europaweite Streckennetz angeschlossen, darunter unter anderem Magdeburg, Halle, Merseburg, Wernigerode und Quedlinburg. Noch relativ neu im Streckennetz sind seit April Bernburg, Köthen und Dessau-Roßlau auf einer Verbindung nach Berlin und Cottbus.

„Der Zusammenschluss bietet große Chancen“, sagt Christoph Gipp, Geschäftsführer des Marktforschungsinstituts Iges. Gerade auf beliebten Strecken könnten Angebot und Nachfrage effizienter zusammengebracht werden. Das Verkehrssystem in Deutschland werde optimiert.

Kunden sollen auf absehbare Zeit nicht mehr Geld für ihr Ticket zahlen. Das zumindest verspricht Flixbus-Chef André Schwämmlein. Sein Unternehmen setze stattdessen auf vollere Busse. Nach Iges-Zahlen liegt die Auslastung der Fahrzeuge im Schnitt bei 51 Prozent.

Das Geschäftsmodell von Flixbus funktioniert so: Das Unternehmen tritt nur als Buchungsplattform im Internet auf. Die Busse werden von Subunternehmen gefahren. In Sachsen-Anhalt verdient zum Beispiel die Firma Wricke-Touristik aus Coswig (Landkreis Wittenberg) mit Flixbus-Fahrten ihr Geld. Der Verband Mitteldeutscher Omnibusunternehmer ist alarmiert. „Langfristig müssen die Fahrpreise steigen, damit Flixbus den Busunternehmen einen auskömmlichen Verdienst anbieten kann“, sagt Geschäftsführer Tilman Wagenknecht.

Mit der Übernahme hat Flixbus seine unangefochtene Position im Fernbusgeschäft weiter gefestigt. Nach der Fusion mit dem britischen Konkurrent enMegabus Ende Juni und dem Zusammenschluss mit Postbus hat das Unternehmen nun einen Marktanteil (gemessen an Fahrplankilometern) von 80 Prozent. Kartellrechtlich bereitet das Geschäft keine Probleme, da die geltende Umsatzschwelle von 500 Millionen Euro jährlich nicht erreicht wird.