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Förderanlagen Ein Stück Silicon Valley in Magdeburg

Förderanlagenbauer FAM hat in Magdeburg für rund zehn Millionen Euro den Arbeitsplatz der Zukunft gebaut.

21.10.2016, 23:01

Magdeburg l Der moderne Büroraum ist in Bewegung. Mitarbeiter sollen heute den Arbeitsplatz frei wählen können und in offenen Räumen ihre Ideen austauschen. In der neuen Firmenzentrale des Magdeburger Maschinenbauers FAM hängen an den Wänden Kunstwerke. Statt grauer Flure gibt es großzügige Bereiche mit Sitzgelegenheiten und Tischen. Durch die langezogene Fensterfront fällt angenehmes Licht in die Einzel- und Gruppen-Arbeitsbereiche. „Das Konzept ist eine Mischung der Googles und Apples und den finanziellen Möglichkeiten eines mittelständischen Unternehmens“, sagt Geschäftsführer Lutz Petermann.

Die großen Tech-Giganten aus dem Silicon Valley machen seit Jahren vor, wie ein moderner Arbeitsplatz aussehen kann. Als Leitspruch gilt: Wer gern ist, wo er arbeitet, tut das länger und mehr. „Das Gebäude steht für das gesunde Selbstbewusstsein von FAM. Es ist aber auch Verpflichtung, das Unternehmen in eine erfolgreiche Zukunft zu führen“, erklärt Petermann. Vor allem für die Ingenieure und Konstrukteure, die in Magdeburg die schwere Förder- und Tagebautechnik entwickeln, soll der Arbeitsplatz wie ein Wohnzimmer sein. Petermann hofft, dass das neue Gebäude bei den Beschäftigten zusätzliche Kraft und Motivation entfacht.

800 Mitarbeiter arbeiten für FAM in Magdeburg, weltweit sind sogar 1500 Menschen für den Anlagenbauer beschäftigt. Rund 300 Millionen Euro Umsatz werden jedes Jahr erwirtschaftet. FAM ist eines der größten Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Doch das Kerngeschäft findet weltweit statt – und FAM hat schon bessere Zeiten erlebt. Noch immer sind die Preise für Kupfer und Öl im Keller. Viele Kunden der Magdeburg haben die Förderung der Rohstoffe heruntergefahren, bestellen deswegen nur noch zaghaft neue Anlagen. FAM spürt die Auswirkungen dieser Investitionspolitik direkt. „Aufträge fallen uns in letzter Zeit nicht gerade in den Schoß“, sagt Petermann am Rande der Einweihung der Firmenzentrale am Freitagmittag.

Die Architekten der neuen FAM-Schaltzentrale haben sich bei der Gestaltung der Gebäudeform an der schweren Tagebautechnik der Magdeburger orientiert. Vorbild war ein riesiger Bandwagen, der in Chile rund 4000 Tonnen Kupfererz in der Stunde fördert. „FAM ist eine Referenz für Magdeburg. Wir sind stolz, dass wir ein solches Unternehmen in unserer Stadt haben“, sagt Oberbürgermeister Lutz Trümper (parteilos). Ministerpräsident Reiner Haseloff lobt die Entwicklung des Anlagenbauers. „FAM ist eine Erfolgsgeschichte wie sie es seit der Wende leider nicht so häufig gegeben hat“, so der CDU-Politiker.

Rund 100 Millionen Euro hat FAM in den vergangenen zehn Jahren in den Standort Magdeburg investiert. Der Umbau ist noch nicht abgeschlossen: In den kommenden Monaten wird das alte Verwaltungsgebäude saniert. Weitere Flächen, auf denen FAM neue Montagehallen bauen will, hat das Unternehmen bereits erworben. Doch den Startschuss für die Bauprojekte hat Petermann zunächst auf die lange Bank geschoben. Erst soll sich die Auftragslage erholen. Meinung