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Gründung Sachsen-Anhalt kein Gründerland

Den Sprung in die Selbstständigkeit wagen in Sachsen-Anhalt vergleichsweise wenige Menschen.

30.05.2019, 23:01

Magdeburg (dpa) l In Sachsen-Anhalts Gründerszene tut sich deutlich weniger als in den meisten anderen Bundesländern. In einem bundesweiten Vergleich zu Unternehmensgründungen belegt das Land den vorletzten Platz vor Thüringen. Im Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2018 hätten sich von 10 000 Erwerbsfähigen hierzulande jährlich 77 Menschen selbstständig gemacht, wie aus Daten der staatlichen Förderbank KfW hervorgeht. Thüringen hatte dem KfW-Gründungsmonitor nach 74 Gründer vorzuweisen, Sachsen 106. An der Spitze steht den Angaben zufolge weiterhin Berlin. Dort machten sich im betrachteten Zeitraum von 10 000 Erwerbsfähigen jährlich 193 Menschen selbstständig. Auf Rang zwei folgte Hamburg mit 146 Gründern. In beiden Städten sorgte vor allem die Medien- und IT-Branche mit ihren hohen Anteilen von Freiberuflern für eine starke Gründerszene.

Brandenburg schob sich mit 134 Gründern vom achten auf den dritten Platz nach vorn. Vermutlich strahle die überdurchschnittliche Aktivität in Berlin in die Peripherie der Hauptstadt aus, heißt es im aktuellen KfW-Gründungsmonitor. Die ostdeutschen Flächenländer stehen den Angaben zufolge mit Ausnahme Brandenburgs regelmäßig am Ende des Länderrankings. „Dort belastet eine im Durchschnitt geringere Kaufkraft die Gründungstätigkeit“, heißt es in der Studie. Hinzu komme die ältere Bevölkerungsstruktur. Die Bereitschaft sich selbstständig zu machen, nehme in der Regel mit dem Alter ab. Bundesweit haben sich im vergangenen Jahr 547 000 Menschen selbstständig gemacht, das waren 2 Prozent weniger als 2017, wie es hieß. Am Laufen gehalten wurde das Gründungsgeschehen demnach von Frauen. 216 000 Existenzgründerinnen wagten den Schritt in die Selbstständigkeit, das waren 4 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der männlichen Existenzgründer sank dagegen um 5 Prozent auf 331 000.

Gründer neuer Unternehmen haben im vergangenen Jahr Zehntausende neue Jobs geschaffen. Umgerechnet in Vollzeitstellen entstanden 219 000 Arbeitsplätze, wie aus Daten der KfW hervorgeht. 2017 wurden 145 000 neue Jobs verzeichnet, ein Jahr zuvor waren es 215 000.

Möglicherweise wären es im vergangenen Jahr sogar mehr Jobs gewesen. Doch gerade die jungen Unternehmen haben es den Angaben zufolge oft schwerer, Mitarbeiter für sich zu gewinnen als etablierte Firmen. So berichteten 20 Prozent der Existenzgründer über Probleme bei der Stellenbesetzung.

Generell sinkt angesichts des boomenden Arbeitsmarkts das Interesse vieler Menschen an einer Selbstständigkeit. Den Angaben zufolge machten sich im vergangenen Jahr 547 000 Menschen selbstständig, das waren 2 Prozent weniger als 2017. In der Vergangenheit hatte es allerdings noch Rückgänge mit jeweils zweistelligen Raten gegeben. „Die gute Konjunktur hat der Gründungstätigkeit im vergangenen Jahr positive Impulse gegeben und die negativen Effekte der weiterhin hervorragenden Lage am Arbeitsmarkt abgebremst“, fasste KfW-Experte Georg Metzger die Entwicklung zusammen.

Positiv bewertet die KfW den seit 2015 gestiegenen Anteil von Existenzgründern, die bestehende Unternehmen übernehmen. „Angesichts der hohen Zahl an Mittelständlern, bei denen in absehbarer Zeit eine Nachfolge ansteht, ist das eine gute Nachricht“, sagte Metzger. Die Gründung neuer Unternehmen liegt mit weitem Abstand allerdings vorn. 2018 waren es den Angaben zufolge so viele wie nie zuvor: 8 von 10 Existenzgründern machten sich selbstständig, indem sie unternehmerische Strukturen erstmalig aufbauten.