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Handwerk Ernste Lage bei bester Stimmung

Das Handwerk in Sachsen-Anhalt befindet sich weiter im Aufschwung. Ein Problem drängt sich dennoch auf.

Von Martin Rieß 25.10.2018, 01:01

Magdeburg l Zuversicht und volle Auftragsbücher verzeichnet das Handwerk zwischen Altmark und Harz. Im aktuellen Konjunkturbericht der Handwerkskammer Magdeburg haben zwei Drittel der Inhaber die Geschäftslage als gut bezeichnet. Das sind vier Prozent mehr als vor einem Jahr. Und der Geschäftsklimaindikator, bei dem auch die Erwartungen für die Zukunft berücksichtigt sind, erreicht mit 94 von 100 möglichen Punkten einen neuen Höchststand.

Mit der Freude einher geht allerdings auch die Erkenntnis, dass bei vollen Auftragsbüchern an vielen Stellen keine Luft mehr nach oben ist. Kammerpräsident Hagen Mauer, der eine Stahlbaufirma bei Stendal betreibt, sagt: „Ich selbst könnte sofort zehn neue Mitarbeiter einstellen.“ Die Lage sei ernst, da es für die Unternehmen immer schwieriger werde, geeignete Fachkräfte zu finden. „Der Fachkräftemangel bremst die Konjunktur aus“, so der Kammerpräsident.

Um das Handwerk zu stärken, gibt es die Gründungsprämie für Meister, die in Sachsen-Anhalt seit ihrem Start im Sommer vergangenen Jahres rund 100 Mal in Anspruch genommen worden ist. Doch dies sei nur ein erster Schritt. Hagen Mauer verweist auf Qualifizierungszuschüsse für die Meisterausbildung von bis zu 4000 Euro, die in Niedersachsen gewährt werden. Ein Azubi-Ticket sei gerade da wichtig, wo nahegelegene Berufsschulen die Ausbildungsberufe vor Ort nicht mehr abdecken können. Burkhard Grupe ist Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer und sagt: „In Hessen und Thüringen gibt es bereits entsprechende Zuschüsse. Leider haben wir aus der Landespolitik das Signal bekommen, dass eine solche Unterstützung in unserem Land zu schwierig zu handhaben sei.“

Ein weiterer Punkt, in dem die Spitzen des Handwerks im Norden Sachsen-Anhalts dringenden Handlungsbedarf sehen, ist der Abbau von Bürokratie. "In anderen Ländern spielen die Themen, die für uns mit einem großen Aufwand verbunden sind, in der Praxis überhaupt keine Rolle", so der Kammerpräsident. Als Beispiele nannte er Regeln zum Umgang mit dem Datenschutz und mit der Trennung von Abfällen.