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Handwerk Rückkehr zur Meisterpflicht in zwölf Berufen

DIe Politik will in zwölf Berufen die Meisterpflicht wiedereinführen. Handwerk und Baugewerbe in Sachsen-Anhalt begrüßen die Reformpläne.

Von Alexander Walter 10.09.2019, 01:01

Magdeburg l Handwerk und Baugewerbe in Sachsen-Anhalt sind erleichtert über die von der Großen Koalition vereinbarte Wiedereinführung der Meisterpflicht in zwölf Berufen – darunter Fliesenleger, Orgelbauer und Raumausstatter.

„Ich freue mich, dass die Politik den Mut aufgebracht hat, einen fatalen Fehler zu korrigieren“, sagte Burghard Grupe, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Magdeburg am Montag der Volksstimme. Die Kammer vertritt die Interessen von mehr als 12.000 Betrieben im Landesnorden. Die Abschaffung der Meisterpflicht habe beispielsweise im Fliesenlegerbereich dazu geführt, „dass die Ausbildung fast tot war“, sagte Grupe. Denn: Nach der Reform durfte zwar fast jeder eine Fliesenlegerfirma gründen. Ausbilden durften aber weiter nur die Meister. Die Folge: Die Zahl der Lehrlinge sank bei rund 400 Betrieben im Landesnorden von einst 90 auf zuletzt nur noch 2, sagte Grupe. Darüber hinaus hätten Studien der Universität Göttingen gezeigt, dass von Meistern geführte Firmen wesentlich langlebiger und stabiler sein. „Die Wiedereinführung ist deshalb auch im Sinne des Verbraucher- und Gewährleistungsschutzes“, so Grupe. Bei einer nicht mehr existenten Firma könnten Kunden schließlich keine Beanstandungen geltend machen.

Auch der Baugewerbeverband, der 400 Firmen im Land vertritt, begrüßt die Pläne: „Gerade im Baubereich kommt es auf die Verlässlichkeit der Unternehmen im Hinblick auf Sicherheit und Verbraucherschutz an“, sagte Hauptgeschäftsführer Giso Töpfer. Man erwarte nun die schnelle Umsetzung eines Gesetzentwurfes, so dass die Wiedereinführung der Meisterpflicht zum 1. Januar 2020 in Kraft treten könne. Gestern war bekannt geworden, dass CDU und SPD sich auf die Wiedereinführung der Meisterpflicht geeinigt haben. CDU-Fraktionsvize Carsten Linnemann und SPD-Fraktionsstellvertreter Sören Bartol wollen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) demnach vorschlagen, die Pflicht für zwölf Gewerke wiedereinzuführen.

Konkret soll dies gelten für: Fliesen-, Platten- und Mosaikleger, Betonstein- und Terrazzohersteller, Estrichleger, Behälter- und Apparatebauer sowie Parkettleger. Außerdem für: Rollladen- und Sonnenschutztechniker, Drechsler und Holzspielzeugmacher, Böttcher, Glasveredler, Schilder- und Lichtreklamehersteller, Raumausstatter sowie Orgel- und Harmoniumbauer.

Bestehende Betriebe ohne Meisterschein sollen Bestandsschutz genießen. Die geplante Reform ist keine vollständige Rolle rückwärts: 2004 hatte die Bundesregierung den Wegfall der Pflicht in 53 von 94 Handwerksberufen beschlossen. Mit der Änderung wollte die Regierung damals die Gründung von Handwerksfirmen erleichtern.