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Importstopp Russland vernichtet Lebensmittel

Wegen des Embargos gegen westliche Waren lässt Moskau illegale Produkte zerstören.

06.08.2015, 23:01

Moskau (dpa) l Erbarmungslos rollt die schwere Walze über einen Berg aus rund zehn Tonnen Käse. Lange Metallzähne fressen sich in die runden Käseräder und verwandeln sie in einen gelblichen Brei inmitten einer grünen Wiese bei Belgorod im Süden Russlands, wie ein Video im kremlnahen Internetportal Lifenews zeigt. Trotz scharfer Kritik von Bürgern haben die russischen Behörden begonnen, durch einen Importstopp verbotene Lebensmittel aus dem Westen tonnenweise zu vernichten. Ein entsprechender Erlass von Präsident Wladimir Putin trat am Donnerstag in Kraft.

55 Tonnen Obst und Gemüse in Smolensk, 40 Tonnen polnischer Äpfel und Tomaten im Gebiet Moskau, 20 Tonnen Milchprodukte aus Deutschland in St. Petersburg: Im ganzen Land berichtete die Agraraufsicht von Lebensmitteln, die im großen Stil verbrannt oder zermahlen wurden. Mit dem umstrittenen Schritt reagiert der Kreml auf die illegale Einfuhr von Fleisch, Fisch und Milchprodukten sowie Obst und Gemüse aus der Europäischen Union und den USA.

Trotz des Importverbots sind nach Behördenangaben im vergangenen Jahr Hunderte Tonnen Essen aus dem Westen nach Russland geliefert und dann umetikettiert worden. Vor allem über Weißrussland und Kasachstan führen die Schmuggelrouten. Denn dank ihrer Mitgliedschaft in der Eurasischen Wirtschaftsunion sind dort die Grenzkontrollen gering.

Russische Medien und Bürger sehen in der Verbrennung indes eine Verschwendung von Essen. „Die Behörden wollen die Vernichtung von Lebensmitteln in einem Land begründen, das in seiner Geschichte viele Male Hunger gelitten hat und lange ein Nahrungsmitteldefizit hatte“, kritisiert die Zeitung „Wedomosti“.

Hunderttausende Russen protestierten mit einer Petition gegen das Projekt. Sie verlangen, das Essen an Bedürftige wie Rentner, Invalide und Veteranen zu verteilen. Landwirtschaftsminister Alexander Tkatschjow verteidigte die Maßnahme als Schritt, um keinen Handel auf dem Schwarzmarkt zu ermöglichen.