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Industrie 4.0 Digitale Intelligenz überall

Vernetzung wird in Deutschland immer beliebter. Nicht nur in der Industrie, auch im Haushalt. Ausschlaggebend sind dafür auch Clouds.

09.12.2017, 23:01

Las Vegas (dpa) l Selbstfahrende Autos, intelligente Sprachassistenten, vernetzte Kühlschränke: Wer in diesem Jahr die „AWS re:Invent“, die größte Cloud-Konferenz der Welt, in Las Vegas besucht hat, der dürfte vor allem zwei Dinge festgestellt haben. Zum einen, dass die Welt dank fortschreitender künstlicher Intelligenz (KI) immer „smarter“ wird. Zum anderen, dass die Zukunft für viele Unternehmen auf der ganzen Welt in den „Wolken“ zu liegen scheint.

Längst hat das „Internet der Dinge“ („IoT“), die digitale Vernetzung von Gegenständen, Einzug in sämtliche Lebensbereiche gehalten. Auf den Straßen greifen intelligente Fahrsysteme in den Verkehr ein, um im Ernstfall Kollisionen verhindern zu können. Auf Baustellen berechnen sich selbst verbessernde Algorithmen optimale Bohrungspunkte, während in Krankenhäusern „smarte Betten“ Nutzerdaten sammeln, um so Feedback an die Hersteller zur Verbesserung ihrer Produkte zu senden.

Während die Menschen weiterhin mit ihrem natürlichen Umfeld interagieren, interpretieren „smarte Objekte“ die Nutzerdaten, um diese zur Verarbeitung und anschließender Analyse in die Cloud zu schicken. So soll Verbrauchern auf lange Sicht ein besserer Service geboten werden.

Infografik: Die bestenvernetzten Länder weltweit | Statista Mehr Statistiken finden Sie bei Statista

Etliche Unternehmen planen, die industrielle Produktion flächendeckend mit intelligenten, digital vernetzten Systemen zu verbinden. In der daraus entstehenden „Industrie 4.0“, ein Begriff der Forschungsunion der Bundesregierung, soll eine intelligente und automatisierte Produktion möglich sein, in der alle an der Produktion beteiligten Komponenten miteinander im stetigen Austausch stehen.

Am Rande der Konferenz zeigte der Technologiekonzern Siemens bereits, wie das Modell in der Praxis aussehen kann. Ein Produktionssystem namens „Mindsphere“ verbindet Maschinen und große Teile der physischen Infrastruktur über die Cloud miteinander. Dabei greift es auf Milliarden von Datensätzen zurück, die sich während der Produktion und der anschließenden Nutzung ergeben, woraus sich dann Planungsstrategien für die Zukunft generieren lassen sollen.

Die Investition in das „IoT“ soll sich auszahlen. In den kommenden drei Jahren soll der Markt rund um die Vernetzung von Haushaltsgeräten bis hin zu Industrieanlagen weltweit auf ein Gesamtvolumen von rund 470 Milliarden US-Dollar anwachsen. Das prognostizierte jüngst die Managementberatung Bain & Company.

Möglich wird diese Entwicklung jedoch erst durch die Cloud, den digitalen Datenspeicher, in dem mittlerweile selbst rechenintensivste Prozesse ohne großen Aufwand durchgeführt werden können.

„Innovative Startups oder Mittelstandsunternehmen haben durch die Cloud Zugriff auf einen unfassbaren Datenflow und beeindruckende Rechenleistung“, erklärt Constantin Gonzales von Amazon Web Services (AWS). Die Tochter des weltgrößten Online-Versandhändlers Amazon zählt neben Google und Microsoft zu den weltweit führenden Anbietern von Cloud-Diensten. Doch trotz der Fortschritte der letzten Jahre hält der Cloud-Experte ein radikales Umdenken in der deutschen Wirtschaft für unerlässlich.

Tatsächlich ist Deutschland eher für seine Traditionsunternehmen bekannt als für bahnbrechenden Innovationsgeist im Digitalen. Da überrascht es kaum, dass deutsche Unternehmen im Bereich „Forschung und Entwicklung“ im globalen Vergleich auf den hinteren Plätzen rangieren. Lediglich zwei deutsche Firmen – VW und Siemens – schaffen es in die Top 20, wie eine Studie des Wirtschaftsprüfungsunternehmens PricewaterhouseCoopers belegt. Im Vergleich: 13 der weltweit 20 forschungsintensivsten Unternehmen haben ihren Sitz in den USA.