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IQ-Innovationspreis App warnt vor Alzheimer-Gefahr

Magdeburger haben einen Früherkennungstest entwickelt, bei dem das Erinnerungsvermögen getestet wird- und wurden dafür ausgezeichnet.

Von Jens Schmidt 29.06.2018, 01:01

Magdeburg l Vergesslich. Verwirrt. Verzweifelt. Wenn Patienten mit diesen Symptomen in Kliniken kommen, machen manche einen Test: Der Betroffene soll eine Uhr malen. Wenn er das nicht mehr kann, spricht vieles für eine Diagnose, die Patienten und Angehörige schockt: Alzheimer. Für viele Betroffene kommt der Uhr-Test zu spät. Es ist kaum noch möglich, die Krankheit aufzuhalten. „Bevor Alzheimer ausbricht, fängt es mit kleinen Veränderungen im Hirn an, der Prozess entwickelt sich über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren“, sagt Julian Haupenthal von Neotiv. Möglichst früh Anzeichen zu erkennen, das ist das große Thema für das vierköpfige Forscherteam.

Werden kritische Signale zeitig entdeckt, kann der Betroffene frühzeitig zum Arzt. Und es gibt eine bessere Chance, die Krankheit zu bremsen. Verschiedene Experten empfehlen gesunde Ernährung, mehr Bewegung und Fitnessprogramme fürs Hirn.

Die Magdeburger entwickelten daher einen Früherkennungstest, den jeder recht einfach machen kann. Dazu wird eine App aufs Handy geladen. Etwa alle zwei Wochen meldet sich die App und fordert zu einigen Tests auf. So wird etwa ein Raum angezeigt mit Möbeln, Schuhen, Kleidung – im nächsten Bild fehlt Inventar. Nun müssen die Unterschiede gefunden werden. Oder: Man muss in Fotos unterschiedliche Lichtstimmungen erkennen und entscheiden, ob die Bilder außen oder innen aufgenommen wurden. Das sieht simpel aus. „Ist es auch“, sagt Haupenthal. „Aber wir wissen aus der Hirnforschung, dass diese Bilder in bestimmten, kleinen Regionen des Hirns abgespeichert werden.“ Genau dort lagern sich oft zuerst bestimmte Eiweiße ab. Im Laufe der Jahre sterben Hirnzellen ab. Ab Ende 50 können diese Prozesse allmählich beginnen. Ab da sollte die Früherkennung starten, raten die Forscher.

Es gibt freilich Alternativen: MRT oder Hirnwasserentnahme. Doch MRT-Bilder sind teuer, und eine Hirnwasserentnahme aus dem Rückenmark ist höchst unangenehm. Niemand würde das wohl mehrfach im Jahr über sich ergehen lassen. Die App-Methode sei hingegen sanft und liefere zudem regelmäßig Ergebnisse, sagt Haupenthal.

Zwei Vorzüge, die offenbar auch die Jury überzeugt haben. Neotiv erhielt am Donnerstag in Gera einen der IQ-Preise, dotiert mit 5000 Euro. Geschäftsführer Chris Rehse durfte zudem die Idee jetzt Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vorstellen. Bis die App heruntergeladen werden kann, dürften noch einige Jahre ins Land gehen. Denn: ein dreistelliger Betrag wäre angesagt. Da müssen die Krankenkassen mitspielen. Und da stehen den Neotiv-Leuten noch viele Verhandlungen ins Haus.