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Kaliwerk Zielitz Operation Zukunft

Düngemittelhersteller K+S erkundet ab August weiter den Salzstock unter Zielitz.

27.07.2017, 23:01

Zielitz/Magdeburg l Das Kalibergwerk in Zielitz des Düngemittelherstellers K+S gilt als eines der modernsten der Welt. Jedes Jahr befördern die Bergarbeiter rund zwölf Millionen Tonnen Kalisalz an die Erdoberfläche. K+S will die Lagerstätte nun weiter erkunden: Im August soll eine Erkundungsbohrung starten.

In einer der ersten Vorlesungen, die der Freiberger Professor Helmut Mischo vor neuen Studenten hält, erzählt er immer die Geschichte mit der Schwarzwälder Kirschtorte. Mischo liebt nicht etwa die Kuchenkreation so sehr. Mit seinem Vortrag will der Hochschullehrer verdeutlichen, wie das Erkunden von Lagerstätten unter der Erde funktioniert.

Mischo erzählt dann, wie sich unter den Schichten aus Biskuitteig, irgendwo zwischen der Sahne, die Kirschen verstecken. Ist die Torte noch nicht angeschnitten, kann Mischo aber nicht erkennen, wo sich das Obst befindet und wie viele Kirschen tatsächlich im Inneren des Kuchens verborgen liegen. „So ähnlich ist das auch im Bergbau“, sagt der Professor im Gespräch mit der Volksstimme.

Im Kalibergwerk Zielitz begibt sich der Düngemittelkonzern K+S ab August gewissermaßen auch auf die Suche nach Kirschen. „Bei der anstehenden Bohrung handelt es sich um Erkundungsarbeiten, um präzise Informationen über die Bedingungen in dem westlich der derzeitigen Abbaufelder liegenden Bereich der Lagerstätte zu erhalten“, teilt ein Sprecher des Kasseler Konzerns auf Anfrage der Volksstimme mit.

Bei Born, nördlich von Haldensleben, will K+S den Bohrer ansetzen. Mit schwerem Gerät arbeitet sich der Konzern dabei von der Erdoberfläche bis zum sogenannten Zechsteinsalinar durch. Dort liegt der begehrte Rohstoff Kalisalz. K+S geht es bei der Bohrung nicht nur darum, tief unter die Erde vorzudringen, sondern auch die dazwischen liegenden Gesteinsschichten weiter zu erforschen. „Die Kernbohrung ist besonders geeignet, um durch zusätzliche geophysikalische Untersuchungen und Messungen die Erkenntnisse aus einem rund 50 Jahre zurückliegenden Explorationsprogramm zu ergänzen und zu erweitern“, erklärt der K+S-Sprecher.

Seit 1969 wird Rohsalz aus der Erde unter Zielitz gefördert. K+S übernahm das Werk 1993. Mittlerweile beträgt die Längs-Ausdehnung der Grube rund 24 Kilometer. Die Wege im Bergwerk sind weit: Nach der Einfahrt in den Schacht müssen die Mitarbeiter mitunter lange Fahrten in Kauf nehmen, um ihrer Arbeit nachgehen zu können.

Mit der im August beginnenden Erkundungsbohrung bereitet K+S künftige Investitionsentscheidungen am Standort vor, sagt der Bergbau-Experte Helmut Mischo, der an der TU Freiberg Professor für Rohstoffabbau ist. „Zielitz ist eines der modernsten Kalibergwerke der Welt und baut auf einer herausragenden Lagerstätte“, sagt Mischo. Nach Volksstimme-Informationen soll K+S bereits bei der Landesregierung vorgefühlt haben, ob der Bau eines neuen Schachtes möglich wäre. Auch für die im August startende Bohrung benötigt das Werk eine Genehmigung. Zuständig für die Aufsicht der Salzlagerstätte ist das Landesamt für Geologie und Bergwesen.

Die Beziehungen zwischen K+S und der Landesregierung sind aber traditionell gut: Das Werk in Zielitz ist einer der größten Arbeitgeber. Als K+S vor zwei Jahren drohte, vom Konkurrenten Potash übernommen zu werden, schlug sich Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) auf die Seite des Konzerns. Erst vor wenigen Wochen besuchte Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) die Grube in Zielitz.

Der K+S-Sprecher hält sich noch bedeckt: „Das Werk Zielitz plant derzeit nicht, einen neuen Schacht abzuteufen.“ Der Konzern warte zunächst die Ergebnisse der Untersuchungsbohrung ab.