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Kohleausstieg Hochbezahlte Jobs fallen weg

Mit dem Kohleausstieg brennen Fragen unter den Fingernägeln. Eine Studie versucht, erste Ansätze von Antworten zu geben.

Von Bernd Kaufholz 15.02.2019, 00:01

Magdeburg l In seinem Fazit listet die „Kurzstudie zur Beschäftigungsstruktur im Mitteldeutschen Raum“, die gestern im Wirtschaftsministerium Sachsen-Anhalts vorgestellt wurde, das Für und Wider der beruflichen Zukunft derjenigen auf, die am Tropf der Kohle hängen. Günstig sei, dass die Kreise des Reviers (Anhalt-Bitterfeld, Saalekreis, Altenburger Land und Nordsachsen) sowie die Tagebaukreise (Mansfeld-Südharz, Burgenlandkreis und Landkreis Leipzig) durch pendelnde Beschäftigte eng mit der Arbeitsmarktregion Leipzig, zu der weiterhin Dessau-Roßlau und Wittenberg gehören, verbunden sind. Und somit auch mit den Kreisen mit gutem Wirtschaftswachstum, in denen qualifizierte Arbeitskräfte benötigt werden.

Allerdings habe diese sehr spezielle, hohe Qualifikation mit branchentypischem Wissen für den Bereich Bergbau auch Nachteile, ohne Umschulung gehe da gar nichts und das hohe Lohnniveau zu halten, sei fast illusorisch. „In der Kohlewirtschaft werden im Revier durchschnittlich 3744 Euro gezahlt. Zum Vergleich sind es im Dienstleistungsbereich nur 2553“, sagte Per Kropp, Hauptverfasser der Studie.

Und genau an dieser Stelle hakte Kay Senius, Chef der Arbeitsagenturen in Sachsen-Anhalt, am Donnerstag ein. Es komme darauf an, die Beschäftigten in andere gut bezahlte Industriearbeitsplätze zu bringen und nicht in den Dienstleistungs-Niedrigpreissektor.

Das setze natürlich voraus, dass mit Unterstützung der Politik noch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden.

Er wehrte sich dagegen, im Zusammenhang mit dem Kohleausstieg von „Kahlschlag, Exodus und Niedergang einer ganzen Region“ zu sprechen.

Unterstützen könne die Agentur durch Transferleistungen, also, dass Arbeitsausfallzeiten genutzt werden, um Betreffende zu qualifizieren. Er sieht gute Möglichkeiten für eine Umqualifizierung mit „nahtlosem Übergang“ in ein neues Beschäftigungsverhältnis.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Armin Willingmann (SPD) sagte, dass der Ausstiegstermin 2030 nicht heiße, erst dann mit den Überlegungen zu beginnen. „Die Suche nach Alternativen hat spätestens mit der Studie begonnen.“

Eine offensive Ansiedlungspolitik, um für wegfallende Arbeitsplätze neue, hochwertige Arbeitsplätze ins Land zu holen, könne Jobstreichungen kompensieren. Um Sachsen-Anhalt für Ansiedlungen attraktiver zu machen müsse in Straße, Schiene und digitale Infrastruktur investiert werden. Außerdem müsste auch Lösungen her, um die kostengünstige Versorgung energieintensiver Industriebetriebe sicherzustellen.

Denn die Zukunft der 27.400 Beschäftigten dieser Betriebe hänge in der Luft. „Mit der Chemie-, Nahrungsmittel- und Bauindustrie konzentrieren sich solche Unternehmen in den Tagebaukreisen und um sie herum“, so Kropp.