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Konjunktur Sachsen-Anhalts Mittelstand brummt

Nach Jahren der Stagnation kommt die Wirtschaft in Sachsen-Anhalt wieder in Schwung. Das belegt eine neue Umfrage.

13.06.2017, 23:01

Halle l Der Bauboom und die bislang sehr geringen Auswirkungen von politischen Umbrüchen wie dem Brexit beflügeln den Mittelstand in Sachsen-Anhalt. In einer Konjunktur-Umfrage der Wirtschaftsauskunftei Creditreform und des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) zeigt sich die überwiegende Mehrheit der 480 Unternehmen positiv gestimmt.

Satte 75,4 Prozent bezeichnen ihre wirtschaftliche Lage als „sehr gut“ oder „gut“. Vor einem Jahr betrug der Wert den Angaben zufolge lediglich 62,9 Prozent. Der Geschäftsklimaindex, der von den Fachleuten aus positiven und negativen Einschätzungen berechnet wird, stieg binnen eines Jahres um gut 14 Punkte auf 73,3 Zähler. „Die positiven Einschätzungen der mittelständischen Wirtschaft lassen für 2017 ein dynamisches Wachstum erwarten“, erklärt Creditreform-Prokurist Martin Plath. Die einzelnen Umfrage-Ergebnisse im Überblick:

39,3 Prozent der mittelständischen Firmen haben zuletzt steigende Umsätze verbucht, weitere 48,5 Prozent gaben an, dass sie sich stabil entwickeln würden. Besonders Firmen im Dienstleistungssektor und im verarbeitenden Gewerbe können sich über Umsatz-Zuwächse freuen, ebenso die Betriebe der Bau-Branche. Schlechter sieht es den Angaben zufolge im Einzelhandel aus, hier hat eine Mehrheit der Firmen zuletzt rückläufige Umsätze hinnehmen müssen.

Die Arbeitslosigkeit geht in Sachsen-Anhalt weiter zurück, binnen eines Jahres ist die Zahl der Erwerbslosen um 16.000 auf rund 94.600 gesunken. Die Arbeitslosenquote verringerte sich damit um 1,4 Punkte auf 8,2 Prozent (Stand Mai). Aus der Konjunktur-Befragung geht hervor, dass der Rückgang der Arbeitslosigkeit nicht allein damit zu tun hat, dass die geburtenstarken Jahrgänge langsam in Rente gehen und damit aus dem Markt ausscheiden. Im Gegenteil: 28,7 Prozent der befragten Unternehmen geben an, dass sie inzwischen mehr Mitarbeiter beschäftigen als noch vor einem Jahr. Weitere Betriebe konnten ihre Personaldecke zumindest stabil halten. Besondere Zuwächse gab es den Angaben zufolge im Dienstleistungssektor, hier gaben 29,7 Prozent der Befragten an, Mitarbeiter eingestellt zu haben. Aus der Studie geht auch hervor, dass der Jobboom 2017 anhalten wird. So geben 22,7 Prozent an, weiterhin neue Stellen schaffen zu wollen.

Die Bereitschaft, Geld in die Hand zu nehmen und zu investieren, ist so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. Der Anteil von Firmen, die Vorhaben nun umsetzen wollen, stieg von 54 auf 57 Prozent. Die meisten Unternehmen wollen allerdings nur in den Ersatz von Maschinen und Anlagen investieren, Erweiterungsinvestitionen stehen nur nachrangig auf der Agenda. Besonders engagiert sind laut Umfrage die Firmen im verarbeitenden Gewerbe, hier wollen 64,4 Prozent der Befragten in nächster Zeit investieren. An zweiter Stelle folgt der Dienstleistungssektor, hier sind es 58,9 Prozent der Firmen, die noch in diesem Jahr Investitionen tätigen wollen.

Da mittelständische Unternehmen ihre Investitionen oftmals mit Eigenmitteln stemmen, kommt der Ertragslage eine große Bedeutung zu. Insofern gibt es auch hier laut Umfrage gute Nachrichten: 38 Prozent der Befragten haben einen Anstieg der Erträge gemeldet, Einbußen mussten hingegen nur 11,4 Prozent hinnehmen. Die größten Zuwächse verzeichneten Firmen im Dienstleistungssektor (41,5 Prozent der Befragten) und Betriebe des verarbeitenden Gewerbes (41,4 Prozent). Rückgänge musste vor allem der Handel hinnehmen.

Die Entwicklung der Eigenkapitalquoten fällt derzeit unterschiedlich aus. Die einen nutzen die gute wirtschaftliche Lage, um ihre Eigenkapitalquote zu stärken. So ist der Anteil derer, die eine Quote von mehr als 30 Prozent aufweisen, auf 32,9 Prozent gestiegen. Auf der anderen Seite hat aber auch der Anteil von Betrieben mit einer niedrigen Quote von unter 10 Prozent zugenommen, er stieg von 32 auf 35 Prozent. Die Experten vermuten, dass die letztere Gruppe von Firmen die gegenwärtige Niedrigzins-Lage genutzt hat, um etwa Investitionen über Banken fremd zu finanzieren.

77 Prozent der Firmen geben an, dass ihre Kunden rechtzeitig zahlen. 2011 waren nur 53,2 Prozent dieser Ansicht.