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Landwirtschaft Zu viel Spargel in Sachsen-Anhalt

Im Jahr 2018 hatte Spargel optimale Wachsbedingungen. Das große Angebot hat jedoch Nachteile für die Spargelbauern.

18.06.2018, 07:37

Hohenseeden/Mücheln/Plätz/Deetz (dpa) l Die hohen Temperaturen haben Sachsen-Anhalts Spargelbauern in dieser Saison hohe Erträge beschert – aber auch niedrigere Kilo-Preise. "Es war ein ideales Jahr für den Spargel", sagte der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Hohenseeden/Parchen, Patrick Wolter. Er verwies aber auch auf die Kehrseite: "Betriebswirtschaftlich ist es eine Katastrophe, es war viel zu viel deutscher Spargel auf dem Markt." Das habe die Preise fallen lassen. Für unter vier Euro sei der weiße Spargel Klasse 1 verkauft worden, weniger als im Vorjahr.

Mit dem Spargel, der in Hohenseeden auf rund 150 Hektar Fläche angebaut wird, habe die Agrargenossenschaft ein Minus erwirtschaftet. Im kommenden Jahr werde die Anbaufläche um rund 30 Hektar verkleinert, kündigte Wolter an. Der Spargelhof Heinl in Plätz in der Altmark hat seine Anbaufläche reduziert und erntet nun auf rund 35 Hektar, wie Klaus Heinl sagte. Auch Heinl beklagte das Überangebot beim Edelgemüse. Viele Landwirte hätten in den vergangenen Jahren Spargel gepflanzt – nun habe die Wärme habe das Angebot geradezu explodieren lassen.

Antje Hindorf aus Langeneichstädt im Saalekreis sagte, es sei angesichts der hohen Temperaturen mit Vollgas in die Saison gegangen. "Innerhalb von 14 Tagen haben wir so viel geerntet wie im Vorjahr in vier Wochen." Der Spargelhof Hindorf bewirtschafte rund 50 Hektar. Die Preise seien für ihr Unternehmen als Direktvermarkter extrem unter Druck geraten, sagte Hindorf. Sie habe im Mittel der Saison zwar mehr als vier Euro je Spargel eingenommen. Bei steigenden Personalkosten für die überwiegend rumänischen Saisonarbeiter seien aber Lösungen für die kommenden Jahre gefragt. Die Verbraucher müssten bereit sein, für regionale Produkte mehr Geld zu zahlen und auch große Handelsketten sollten einen Regionalbonus gewähren.

Das Wetter hat für die Spargelbauern aber nicht nur optimale Bedingungen geboten. Der fehlende Regen machte vielen im Laufe der Saison zu schaffen. Einige beregnen die Flächen zwar, wie etwa die Agrargenossenschaft Hohenseeden, bei anderen schlug die ausbleibende Feuchtigkeit auf Erträge und Qualität – wie etwa bei Landwirt Mathias Mösenthin aus Deetz, der auf rund zehn Hektar Spargel anbaut. "Seit Mitte April ernten wir Spargel und hatten seitdem keinen Tropfen Regen", sagte Mösenthin Ende vergangener Woche. Die Erträge und die Qualität seien vor allem in den vergangenen Wochen zurückgegangen. Die Spargelstangen seien deutlich dünner und wüchsen langsamer. Mösenthin hofft aber auch zum Ende der Saison und danach auf Regen. "Das Wasser ist wichtig für die Regeneration der Pflanzen für das kommende Jahr." Die Spargelbauern wollen noch bis Ende dieser Woche ernten.

Im vergangenen Jahr hatten die Spargelbauern im Land trotz größerer Anbaufläche weniger geerntet als im Jahr davor. Die Erntemenge war laut Statistischem Landesamt vor allem wegen ungünstiger Witterungsbedingungen um 6,6 Prozent auf 2760 Tonnen gesunken. Das seien 44,3 Dezitonnen pro Hektar gewesen. Die Anbaufläche war 2017 im Vergleich zum Vorjahr von 606,5 Hektar auf 622,6 Hektar vergrößert worden.