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Maschinenbau Laempe ergattert 20-Millionen-Auftrag

Der Meitzendorfer Gießereitechnik-Anbieter holt für den Großauftrag aus China auch Anlagenbauer FAM mit ins Boot.

02.06.2017, 23:01

Meitzendorf l Dicht an dicht aufgereiht stehen die im Bau befindlichen Spezialmaschinen für Gießereien im Meitzendorfer Stammwerk im Landkreis Börde. „Wir platzen aus allen Nähten“, freut sich Andreas Mössner, Chef des Mittelständlers Laempe Mössner Sinto. Das war in den vergangenen Jahren nicht immer so.

Wegen des Krieges in der Ukraine war zuletzt das Ost-Geschäft eingebrochen, das Unternehmen musste allein deshalb schon Umsatz-Einbußen von zehn Millionen Euro jährlich hinnehmen. Doch das ist Geschichte, die Firma brummt wieder. „In diesem Jahr steuern wir auf einen absoluten Rekordumsatz zu“, erzählt Mössner. Der 37-Jährige will zwar noch keine konkrete Zahl nennen, doch es sollen deutlich mehr als 65 Millionen Euro werden.

Die jüngste Erfolgsgeschichte hat mehrere Gründe. Vor zwei Jahren hat das Familienunternehmen, das mehr als 300 Mitarbeiter beschäftigt, eine Allianz mit dem japanischen Konzern Sintokogio geschmiedet. Seither kann es deren Vertriebsnetzwerke nutzen, um Maschinen unter anderem in Asien und Südamerika zu verkaufen. „Durch die Allianz haben wir beispielsweise die japanischen Autohersteller Nissan und Honda als Kunden gewinnen können“, so Mössner.

Darüber hinaus habe Laempe in den vergangenen Jahren stark in die technische Weiterentwicklung der Maschinen investiert. Die neuesten Modelle arbeiten emissionsärmer und umweltschonender – und lassen jetzt die Kassen klingeln: Weil die Behörden in China verstärkt auf Umweltschutz achten, sind die Maschinen aus Meitzendorf bei chinesischen Gießereien gefragter denn je.

Allein die Firma Kolbenschmidt hat für ihre Werke im Reich der Mitte 24 Maschinen im Wert von mehr als 20 Millionen Euro kurzfristig geordert. „Für uns war das eine äußerst positive Überraschung Ende vergangenen Jahres“, erzählt Mössner. „Zunächst mussten wir uns aber überlegen, wie wir den Auftrag überhaupt abarbeiten können.“ Die Jahresplanung für 2017 sei bereits fertig, das Werk weitgehend ausgelastet gewesen, als Laempe den Zuschlag für den Großauftrag bekam. Die Lösung, die sich Mössner einfallen ließ, besteht in einer Kooperation.

Erstmals arbeitet Mössner im großen Stil mit dem Magdeburger Anlagenbauer FAM zusammen. „Wir haben Teile der Maschinenfertigung zu FAM ausgelagert“, erklärt Mössner. Zwar fertige das Magdeburger Unternehmen normalerweise Förderanlagen, doch seien deren Maschinenbauer auch in der Lage, unter Anleitung für Laempe zu arbeiten. „Wir machen das quasi im Tandem: Ein Laempe-Mitarbeiter betreut ein Team von FAM-Beschäftigten bei der Fertigung.“

Die Kooperation ist nicht nur für Laempe ein Segen, weil die ersten Maschinen pünktlich ab Mitte Juni ausgeliefert werden können. Sie ist auch eine große Hilfe für FAM. Der Anlagenbauer befindet sich wegen anhaltender Auftragsflaute in einer schweren Krise, durch die Auftragsfertigung kann FAM nun Arbeitsplätze absichern.

Andreas Mössner ist schon jetzt vom Erfolg der Kooperation überzeugt. „Die Mitarbeiter von FAM genießen bei uns sehr hohes Ansehen“, betont er. Sie seien in den Bereichen Maschinenbau und Elektrotechnik sehr gut ausgebildet.

Für sein eigenes Unternehmen schmiedet Mössner bereits neue Pläne, um weiteres Wachstum zu generieren. Inspiriert von einem Besuch im Silicon Valley in den USA will der Unternehmer künftig verstärkt auf Digitalisierung setzen. So hat er bereits eine kleine Software-Schmiede aus Stuttgart aufgekauft, um künftig eigene Software-Programme für seine Maschinen entwickeln zu können. Darüber hinaus arbeitet Mössner an einer weiteren Allianz mit dem bayerischen Maschinenbauer Scheuchl. „Wir haben gemeinsam eine neue Firma gegründet, die ab 2018 Teile an BMW liefern soll.“

Wandlungsfähigkeit und Kooperation sind für ihn die zentralen Faktoren, um heutzutage als Mittelständler unternehmerisch erfolgreich zu sein. „Man sollte sich nicht vor möglichen Risiken fürchten, die mit Entwicklungen wie der Digitalisierung einhergehen“, betont er. „Ich schaue lieber, welche Chancen sich daraus ergeben.“ Mit Erfolg – Laempes Auftragsbücher sind die nächsten zehn Monate prall gefüllt.