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Migration 77.000 Blaue Karten für Zuwanderer

Das Bundesamt für Migration wirbt derzeit für die "Blaue Karte". Ausländische Spezialisten sollen damit angelockt und gehalten werden.

05.07.2018, 23:01

Nürnberg (dpa) l Fast 77.000 hoch qualifizierte Zuwanderer aus Nicht-EU-Ländern konnten bisher mit einer sogenannten Blauen Karte in Deutschland arbeiten. Die im August 2012 eingeführte "Blaue Karte EU" sei einer der attraktivsten Aufenthaltstitel in Deutschland, sagte eine Sprecherin des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf) am Donnerstag in Nürnberg. Die Behörde wirbt derzeit verstärkt für die Karte, denn der Großteil dieser Zuwanderer aus Drittstaaten ist hierzulande in stark nachgefragten Berufen tätig – etwa als Ingenieur, Naturwissenschaftler, Informatiker oder Arzt.

Aktuell sind mehr als 50.000 Menschen im Besitz einer Blauen Karte. Voraussetzungen sind ein Hochschulabschluss, eine Arbeitsplatzzusage sowie ein jährliches Mindestbruttogehalt von aktuell 52.000 Euro. Für Mangelberufe wie IT-Fachkräfte, Ingenieure oder Ärzte gilt ein geringeres Mindesteinkommen von 40.560 Euro. Ein Viertel der Zuwanderer mit Blauer Karte kommt aus Indien. Zusammen mit China, Russland, den USA und der Ukraine stellt das Land damit die Hälfte der aktuellen Kartenbesitzer.

Die Vorteile der Blauen Karte sprächen sich immer mehr herum, sagte die Bamf-Sprecherin. Die Karte ermögliche es, – abhängig von den Sprachkenntnissen – schon nach 21 beziehungsweise 33 Monaten ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland zu bekommen. Die Inhaber können zudem ihre Familie nachholen, auch wenn Ehepartner oder Kinder kein Deutsch können. Deutschland ist bei der Karte europaweit führend: Rund 85 Prozent der Karten werden hierzulande ausgestellt.

2013 wurde der Aufenthaltstitel knapp 11.300 mal erteilt. Bis 2017 hat sich die Zahl der Erteilungen fast verdoppelt – auf mehr als 21.700. Etwa die Hälfte der Menschen kam mit der Blauen Karte nach Deutschland. Die anderen waren sogenannte Statuswechsler – sie haben beispielsweise hier studiert und im Anschluss die Karte beantragt. "Sie ist damit ein gutes Instrument, um Leute bei uns zu halten, die wir selbst ausgebildet haben", sagte Andreas Müller vom Bamf.

Genau so hat es Vasant Karasulli gemacht. Der 30-Jährige aus Indien hat Informatik in Saarbrücken studiert und arbeitet inzwischen als Softwareentwickler bei einem Autozulieferer im fränkischen Erlangen. Auch Hymalai Bello aus Venezuela hat gute Erfahrungen mit der Karte gemacht: Drei Wochen nach der Antragsstellung habe sie diese bereits in der Hand gehalten. Nach ihrem Master als Elektroingenieurin an der Uni Kaiserslautern fand die 26-Jährige eine Anstellung bei einem internationalen Elektronikunternehmen. "Da ich schon in Deutschland studiert habe, war es einfach, einen Job zu finden", sagte Bello.

Die Karte ist zudem ein gutes Mittel, um Fachkräfte dauerhaft in Deutschland zu halten. Ein großer Teil der ehemaligen Inhaber hat inzwischen ein unbefristetes Aufenthaltsrecht. Da die Karte nur für Akademiker gedacht ist, bemüht sich die Bundesagentur für Arbeit außerdem um Spezialisten für andere Branchen mit Fachkräftemangel wie etwa Verkehr, Gesundheit und Soziales.