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Millionen-Projekte Iran setzt auf Magdeburger Experten

Das Planungsbüro Assmann ergattert im Iran einen lukrativen Beratervertrag und hat Millionen-Projekte in Aussicht.

15.07.2016, 23:01

Teheran l Trotz seiner 66 Jahre ist Ruhestand für Hans-Georg Graßhoff ein Fremdwort, der Magdeburger ist geschäftsführender Gesellschafter des internationalen Büros Assmann Beraten + Planen und derzeit besonders im Stress. Seit Jahresbeginn reist er regelmäßig in den Iran.

„Das Land entwickelt sich rasant und wir wollen von Anfang an dabei sein“, erzählt Graßhoff. Mit 45 Beschäftigten in Magdeburg und insgesamt 500 Mitarbeitern weltweit hat das Planungsbüro jahrzehntelange Erfahrung mit millionenschweren Industrie- und Infrastruktur-Projekten angesammelt, neue Herausforderungen warten nun im Iran.

Bereits in trockenen Tüchern ist ein lukrativer Beratervertrag. Assmann wird die Iraner künftig bei der Ansiedelung von Unternehmen in einer Freihandelszone bei Abadan am Persischen Golf beraten. „Die Iraner wollen mit ausländischen Investoren zusammenarbeiten, wissen aber nicht, wer tatsächlich seriöse Angebote macht“, erklärt Graßhoff. „Deshalb haben sie uns engagiert, weil wir Erfahrungen mit der Entwicklung von Industrieparks haben.“

Von der Beratertätigkeit werden allerdings nicht nur die Iraner, sondern auch die deutschen Planer profitieren. „Wir lernen automatisch Unternehmen kennen, die eine Fabrik in der Freihandelszone errichten wollen – denen können wir wiederum anbieten, die Bauplanungen zu übernehmen.“

Um das Irangeschäft möglichst schnell voranzutreiben, hat Assmann bereits im Januar ein Kontaktbüro in Teheran gegründet, jüngst ist ein weiteres Büro in Abadan hinzugekommen. „Sechs Mitarbeiter sind für uns inzwischen ständig vor Ort, ein Teil der Projekte wird aber auch von Deutschland aus betreut.“

In der kommenden Woche wird der Unternehmer selbst wieder nach Teheran reisen, Verträge für ein neues Projekt sind zu unterschreiben. Assmann will den Bau eines vier Millionen Euro teuren Messezentrums in Abadan übernehmen, der Planungsauftrag würde dem Büro mehr als 300 000 Euro in die Kasse spülen. „Und das ist nur der Anfang. Wir hoffen, dass wir auch die Planung größerer Industrie- und Infrastruktur-Projekte übernehmen können“, betont Graßhoff.

Im Blick hat er bereits den Bau eines 450-Betten-Krankenhauses für etwa 35 Millionen Euro, auch ein Flughafen für 80 bis 120 Millionen Euro könnte hinzukommen. Projekte dieser Größenordnung hatte Graßhoff zuletzt in Russland betreut. „Häfen, Flughäfen, Energie- und Wasserversorgung – in fast allen Bereichen ist der Investitionsbedarf im Iran riesig.“

Auch andere Unternehmen aus Sachsen-Anhalt sollten sich diese Chance nicht entgehen lassen, rät der Chefplaner. „Jetzt ist die Zeit, um im Iran zu investieren, wer zögert, wird es später deutlich schwerer haben.“

Die möglichen Absatzchancen im Iran hat auch die Landesregierung Sachsen-Anhalts im Blick. Bereits Ende Mai war eine 30-köpfige Delegation im Land unterwegs, um neue Kontakte zu knüpfen und alte zu vertiefen. Und auch hier zeigten sich die Iraner interessiert. Akbar Torkan, erster Berater des iranischen Präsidenten Hassan Rouhani, hat Verhandlungen über eine engere Wirtschaftskooperation angeboten. Zudem stellte er Unternehmen, die in Standorte in den iranischen Freihandelszonen investieren, Zollbefreiungen und Steuererleichterungen über 20 Jahre in Aussicht.

Zu konkreten Vertragsabschlüssen ist es seither noch nicht gekommen. Nach Volksstimme-Informationen könnte sich das allerdings in den kommenden Monaten ändern, denn einige Unternehmen befinden sich weiterhin in Verhandlungen mit iranischen Geschäftspartnern.

Beschleunigt werden könnten die Handelsbeziehungen auch durch den Wegfall weiterer Handelshemmnisse. Im Juni hat der Iran eine halbe Milliarde Euro Altschulden an die Bundesrepublik zurückgezahlt, seither sichert die Bundesregierung Geschäfte deutscher Firmen auch wieder über sogenannte Hermes-Bürgschaften ab. Für Bauplaner Hans-Georg Graßhoff steht bereits fest: „Der Iran wird für unser internationales Geschäft in den kommenden Jahren einer der wichtigsten Märkte sein.“