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Mobilfunk 250 Masten fehlen in Sachsen-Anhalt

Gipfel in Berlin / Zwischen Arendsee und Zeitz gibt es 160 Funklöcher

Von Jens Schmidt 17.06.2020, 01:01

Magdeburg l Abgebrochene Handygespräche, stockende Navigation, kein schnelles Internet unterwegs: In Deutschland gibt es immer noch zu viele Regionen, in denen kein LTE-Empfang möglich ist. Der 4-G-Standard ist aber nötig, um zügig mit dem Smartphone Daten abrufen zu können. Die drei großen Betreiber Telekom, Vodafone und Telefonica sind zwar zu einer 99-prozentigen Haushaltsabdeckung bis 2020 verpflichtet, nicht aber zu einer hundertprozentigen Flächenversorgung. Das ist das Problem: Dünn besiedelte Gebiete wie in der Altmark bleiben unversorgt und sind wegen der geringen Kundenzahl für die privaten Betreiber wirtschaftlich wenig interessant.

Nun will der Staat einsteigen: Der Bund gründet eine eigene Infrastrukturgesellschaft, die den Mast- und Antennenbau in den Problemregionen organisiert und subventioniert. Gut 1,1 Milliarden Euro stellt die Bundeskasse zur Verfügung. Geld, das der Bund zuvor bei Frequenzversteigerungen von Betreibern kassiert hat. Allein die Versteigerung 2019 spülte 6,5 Milliarden Euro in die Bundeskasse.

Mit den Bundes-Milliarden soll der Aufbau von etwa 5000 neuen Masten in den Problemzonen gefördert werden. Die Bundesnetzagentur hat zuvor eine Karte mit jenen weißen Flecken erstellt, in denen auf absehbarer Zeit keine reinen Privatinvestitionen zu erwarten sind. Allein Sachsen-Anhalt hat 160 solcher weißer Flecken. „Wir brauchen grob geschätzt etwa 250 Masten“, sagte Ulrich Thomas, Wirtschaftspolitiker der CDU-Landtagsfraktion. Dafür müssten Kosten von etwa 75 Millionen Euro veranschlagt werden.

So zeigt die Karte der Bundesnetzagentur für die Region um die Gemeinden Bismark, Kalbe und Altmärkische Höhe große weiße Flecken. Das heißt: Keiner der Betreiber bietet LTE-Empfang. Ähnlich dünn sieht es in der Region Colbitz-Letzlinger Heide oder in vielen Gebieten des Harzes aus.

Das Land will jetzt in diesen Problemzonen Standorte ermitteln, in denen Masten oder Antennen aufgebaut werden können. „Dafür sollen möglichst auch öffentliche Gebäude genutzt werden“, sagte Wirtschafts-Staatssekretär Thomas Wünsch (SPD). Der Vorteil: Dort reichen Dachantennen, was kostengünstiger ist als ein kompletter Mast. Laut Wünsch seien noch viele Möglichkeiten ungenutzt. Er hat eine Liste von 187 öffentlichen Gebäuden – wie etwa das Polizeirevier Klötze – von denen aber nur zwölf mit Antennen bestückt sind.

Zudem will der Landtag die Bauordnung ändern, um den Aufbau zu beschleunigen. Künftig soll der Aufbau von Masten bis zu 15 Metern Höhe genehmigungsfrei sein.

Ein dritter Baustein ist eine landeseigenes Programm: Mit 2,7 Millionen Euro will Sachsen-Anhalt den Aufbau mobiler Antennen-Container fördern, um kurzfristig den Empfang zu verbessern. Kandidaten dafür sind Tangerhütte im Landkreis Stendal (13 Quadratkilometer großer weißer Fleck/100 Haushalte) und die Gemeinde Am Großen Bruch im Landkreis Börde (1,1 Quadratkilometer/250 Haushalte). Der Aufbau mobiler Antennen ginge deutlich schneller als der Bau von großen Masten. Ehe alle Funklöcher mit Bundeshilfe gestopft sind, vergehen nach Schätzung von Fachleuten mindestens zwei bis drei Jahre. Meinung