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Pendler Bahnfahrer greifen tiefer in die Tasche

Laut einer Studie sind die Kosten für Bahnfahrer stärker gestiegen als für das Auto.

Von Nico Esche 31.01.2021, 00:01

Berlin l Mit dem Auto zu pendeln ist billiger als mit dem Zug. Das zeigt eine Auswertung der Allianz pro Schiene auf Basis von Daten des Statistischen Bundesamts, berichtet der Spiegel. Ein Trend setzt sich fort, denn laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) sei der Preisindex im Schienenverkehr von 1991 bis 2017 deutlich stärker als der Kraftfahrerpreisindex. Das bedeutet für Pendler: Zug fahren wurde über die Jahre stetig teurer, während der Rohölpreis nur moderat angestiegen ist.

Trotz der in diesem Jahr eingeführten CO2-Steuer, die die Spritpreise an den Tankställen nach oben getrieben hat, lohnt sich die tägliche Fahrt zur Arbeit mit dem Auto somit eher, als sich ein Monats- oder Jahresabo bei der Bahn zu kaufen. So zahlten laut Allianz pro Schiene Fahrgäste im Nahverkehr der Bahn im Jahr 2020 rund 16 Prozent mehr als noch 2015. Autofahrer löhnten dagegen nur rund vier Prozent mehr - Anschaffung, Nutzung und Unterhaltung des Pkw mit einberechnet.

Insgesamt haben sich laut Studie der DIW die Preise im Bahn-Nahverkehr seit Anfang der Neunzigerjahre mehr als verdoppelt. Der Grund: Der Staat wollte laut Autoren der Studie mehr Einnahmen mit dem öffentlichen Nahverkehr erzielen, um dessen Defizite zu senken. Jedoch gelang es gleichzeitig vielen Verkehrsunternehmen nicht, produktiver zu arbeiten. 

"Autofahren ist derzeit günstig, auch im Vergleich zu den Sechziger- und Siebzigerjahre, und das trotz CO2-Steuer", sagt Wirtschaftswissenschaftler Wolfgang Maennig dem Spiegel.

Diese Entwicklung dürfte entgegen den Klimazielen der Bundesregierung stehen, sieht auch der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Fliege. Er betont im Spiegel-Interview: "Es ist nicht hinnehmbar, dass die Kosten für den klimafreundlichen Nahverkehr auf der Schiene stärker zunehmen als die für den motorisierten Individualverkehr."

Ein Mittel, Pendler aus dem Auto-Cockpit in den Abteil-Sessel zu bekommen, sei laut der Allianz pro Schiene Bahnen von der Stromsteuer zu befreien und die EEG-Umlage zu senken. Zudem müsse laut Ökonom Maennig der öffentliche Nahverkehr attraktiver werden, Autofahrern "seine wahren Kosten aufgrund von Unfällen und Umweltschäden zuordnen". Die CO2-Abgabe sei für ihn der richtige Ansatz.

Berichtigung: Fälschlicherweise wurde zuvor für diesen Artikel die Überschrift "Autofahren deutlich billiger als Zugfahren" gewählt. Diese ist faktisch nicht korrekt und wurde, dem Inhalt des Artikels entsprechend, angeglichen.