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Preissenkung Kaffee-Markt kommt in Bewegung

Deutschlands führender Kaffeekonzern Tchibo setzt den Rotstift an. Auch der Wettbewerb könnte eine Rolle spielen.

28.08.2015, 23:01

Hamburg (dpa/ba) l Die Kaffeepreise in Deutschland geraten ins Rutschen. Der führende deutsche Kaffeekonzern Tchibo kündigte am Freitag erstmals seit zwei Jahren Preissenkungen an. Die Lage auf den Rohkaffeemärkten habe sich entspannt, erklärte das Unternehmen am Freitag in Hamburg.

Ab kommenden Montag werden demnach Tchibo-Sorten wie Feine Milde oder Privatkaffee um 30 Cent je Pfund günstiger angeboten. Feine Milde kostet dann in den Tchibo-Filialen zum Beispiel 5,69 Euro. Espresso verbilligt sich um einen Euro je Kilo.

Die befürchtete Dürre in Brasilien – dem wichtigsten Anbauland für Kaffee weltweit – sei ausgeblieben, begründete ein Tchibo-Sprecher den Schritt. Mit der Preissenkung löse das Unternehmen das Versprechen aus dem Frühjahr ein, die Preise zu reduzieren, sobald die Entwicklung an den Rohkaffeemärkten dies zulasse. Damals hatte Tchibo die Kaffeepreise noch um 20 bis 30 Cent pro Pfund angehoben und dies mit dem hohen Dollarkurs begründet.

Nach Angaben der International Coffee Organization (ICO) sind die Kaffeepreise bereits seit Ende vergangenen Jahres auf Talfahrt. Dazu trage nicht zuletzt die Schwäche der brasilianischen Währung bei. Auch die Sorgen über Produktionsengpässe hätten sich weitgehend gelegt, betonte die ICO.

Doch könnte auch der harte Wettbewerb auf dem deutschen Kaffeemarkt eine Rolle spielen. Durch die Fusion der beiden Unternehmen Mondelez und D.E. Master Blenders zum Kaffeeriesen Jacobs Douwe Egberts (JDE) hat Tchibo auf dem Heimatmarkt einen Konkurrenten bekommen, der nur wenig kleiner ist als der Hamburger Marktführer.

Tchibo selbst musste 2014 Rückgänge bei Umsatz und Gewinn hinnehmen und begründete dies mit einem schwächeren Gebrauchsartikelgeschäft, Umsatzrückgängen in den Filialen sowie Einbußen im Osteuropa-Geschäft. Der Frequenzrückgang in den Filialen habe durch das Online-Geschäft – trotz Wachstums – noch nicht ausgeglichen werden können.

Der Magdeburger Kaffee-Hersteller Röstfein geht den Tchibo-Weg hingegen nicht mit. „Tchibo hatte ein sehr hohes Preisniveau“, sagte der Geschäftsführer der Traditionsfirma, Eike-Jens König. Röstfein habe den Preis in den vergangenen Jahren nicht erhöht. Insofern sehe er auch keinen Spielraum für eine Preissenkung. Zudem sei der Einzelhandel nicht an Preissenkungen der Hersteller gebunden, sagte König. „Kaffeefirmen haben keinen Einfluss auf den Regalpreis. Eine Preissenkung unsererseits muss nicht automatisch zu niedrigeren Preisen für den Kunden führen“, erklärte König. Eine Einflussnahme auf die Preisgestaltung der Supermarktketten durch den Hersteller sei zudem kartellrechtlich verboten, betonte er.

Das meistverkaufte Röstfein-Produkt ist die Kaffeesorte Rondo Melange. Der Kaffee wird derzeit für 3,49 Euro pro Kilogramm angeboten. Vor der Wende war Röstfein die bekannteste Kaffeemarke in der DDR. In Magdeburg beschäftigt das Unternehmen rund 170 Mitarbeiter. Jährlich verlassen rund 15 000 Tonnen Kaffee das Werk.