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Privatinsolvenz Schuldnerberater stoßen an Grenzen

In Sachsen-Anhalt ist die Überschuldungsquote im Ländervergleich besonders hoch. Schulnderberater fordern mehr Untertsützung.

12.06.2017, 06:43

Halle/Magdeburg (dpa) l Die Schuldner- und Insolvenzberatungsstellen in Sachsen-Anhalt arbeiten an ihren Kapazitätsgrenzen. Das ergab eine Umfrage der Deutschen Presse-Agentur. "In Sachsen-Anhalt ist Schuldnerberatung notwendiger als anderswo", sagte Astrid Albrecht, Leiterin der Schuldner- und Insolvenzberatung der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Halle beispielsweise belegte im Jahr 2016 laut Schuldneratlas mit 16,85 Prozent den neunten Platz der deutschen Städte mit der höchsten Überschuldungsquote. "Wir haben hier eine andere Arbeits- und Rentenstruktur", sagte Albrecht. Gerade darum sei eine vernünftige Präventionsarbeit wichtig. Doch mit den zur Verfügung stehenden Mitteln sei die zusätzliche Vermittlung von Wirtschaftswissen etwa in Schulen nicht möglich.

Aus Mangel an Kapazitäten würde zwar eine immer gleichbleibende Zahl überschuldeter Menschen beraten, sagte Albrecht. Allerdings sei die Dunkelziffer wesentlich höher. Nur etwa zehn Prozent der überschuldeten Menschen kämen überhaupt in die kostenlosen Beratungsstellen, schätzte Johannes Spenn, Referent für gesellschaftliche Integration der Diakonie Mitteldeutschland.

Die Kosten für eine Insolvenzberatung trägt das Land, Gelder für Schuldnerberatungen kommen von den Kommunen. Im Jahr 2016 seien 2825 Verbraucherinsolvenz-Beratungen abgeschlossen worden, so eine Sprecherin des Landesverwaltungsamts.

Die Finanzierung der Schuldnerberatung ist abhängig von Landkreis oder kreisfreier Stadt: Je nachdem sind die Bedingungen, an die eine soziale Schuldnerberatung gekoppelt ist, sehr unterschiedlich. "Das ist ein Dilemma", sagte Susan Fritzsch. Sie berät verschuldete Menschen bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Magdeburg. "Wir dürfen in der Schuldnerberatung nur Arbeitslosengeld II- und Sozialhilfeempfänger beraten."

Verschuldete, die arbeiteten, dürften in Magdeburg nur bezüglich einer Insolvenz beraten werden, so Fritzsch, nicht aber zum Regulieren der Schulden. "Es ist dramatisch, wenn jemand wegen der psychischen Belastung durch Schulden dann auch noch seine Arbeit verliert", sagte die Schuldnerberaterin. Meist würde in der Beratung aber ohnehin das Insolvenzverfahren vorbereitet, berichtete Albrecht aus Halle.

Die Ratsuchenden seien häufig zwischen 18 und 25 Jahre alt. "Sie haben oft zu teure Handyverträge oder verschulden sich mit der Miete", erklärte Albrecht. Die Zahl der Rentner, die sie berät, habe in letzter Zeit etwas zugenommen. Sie hätten häufig keine Rücklagen und verschuldeten sich mit Konsumkrediten. "Typisch ist auch, dass die Kinder sie um finanzielle Unterstützung fragen", so Albrecht. Eine dritte Gruppe sei die alleinerziehende Mutter, die für ihren Ex-Freund Verträge abgeschlossen hat. Auch hier beobachtete Albrecht in den vergangenen Jahren einen Zuwachs.