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Project:Syntropy Virtuelle Welten aus Magdeburg

Das Magdeburger Unternehmen Project:Syntropy rüstet Simulatoren auf der ganzen Welt aus.

28.07.2016, 23:01

Magdeburg l Alles ist echt in diesem Auto: das Lenkrad, die Sitze, der Schaltknüppel, die vielen Anzeigen. Nur fahren wird hier niemand, in dieser Halle im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig. Das Auto ist auf hydraulischen Stützen aufgebockt, der Blick aus dem Fenster fällt auf eine gebogene Leinwand. In dem Simulator erproben die Forscher am Institut für Verkehrstechnik neue Fahrassistenzfunktionen. Das Magdeburger Unternehmen Project:Syntropy hat dafür die Projektionstechnik geliefert. 14 Hochleistungsgeräte werfen die virtuelle Umwelt und das Verkehrsgeschehen auf die Leinwand. In dem Simulator entsteht so der Eindruck einer realen Autofahrt.

Oliver Michel ist der Geschäftsführer von Project:Syntropy. Er kennt das Geheimnis des schönen Bildes auf der Leinwand. Michel und seine Mitarbeiter entwickeln seit mehreren Jahren die Software, die dafür sorgt, dass die Projektoren das Bild auf der Leinwand korrekt darstellen. Das ist gar nicht so einfach, weil die Leinwand gebogen ist. „Die Bilder würden verzerrt auf die Leinwand treffen. Wir sorgen dafür, dass die Bilder entzerrt werden und alles gut aussieht“, erklärt Michel.

Weltweit richten die Magdeburger Simulatoren wie den für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Braunschweig ein. „Unser Kalibrationssystem ist flexibel und funktioniert mit allen Projektoren, die es auf dem Markt gibt“, erklärt Michel. Durch die Software werden zudem die Wartungszeiten kurzgehalten: Muss in einem Projektor mal die Glühbirne getauscht werden, richtet die Software die Technik danach automatisch wieder ein.

Auf das Know-how der Magdeburger hat in den vergangenen Jahren auch die Bundeswehr gesetzt. Die Luftwaffe ließ Simulatoren für die Flugzeuge Eurofighter, Tornado und Transall mit der Technik von Projekt:Syntropy ausrüsten. „Das letzte System wird gerade installiert“, sagt Oliver Michel. Rund vier Millionen Euro Umsatz machen die Magdeburger jedes Jahr – den Großteil durch das Geschäft mit den Simulatoren.

Die Nachfrage wächst seit Jahren. „Überall dort, wo mit teurem Gerät gearbeitet wird oder Menschen auf mögliche Gefahrensituationen vorbereitet werden sollen, sind Simulatoren gefragt“, erklärt der 52-jährige Michel, der Project:Syntropy 2002 mit einem Geschäftspartner in Magdeburg gegründet hat. Die deutsche Flugsicherung schult ihren Nachwuchs mit einem Tower-Simulator. Bevor Mitarbeiter der dänischen Unternehmensgruppe Mærsk auf einer Bohrinsel eingesetzt werden, leisten sie Trainingsstunden in einem Industriesimulator ab. 20 Mitarbeiter tüfteln in Magdeburg und bei einer Tochterfirma in Berlin an der Weiterentwicklung der Technik, mit der die Magdeburger so erfolgreich sind.

Die Projektionslösungen von Project:Syntropy sind nicht nur in Simulatoren gefragt. In den vergangenen Jahren ist das Geschäft auch auf Projektionen in Museen und Attraktionen erweitert worden. Zuletzt arbeitete Oliver Michel an einem Auftrag, den sein Unternehmen in Saudi-Arabien ausführte. Für ein Virtuality-Center in Riad planten und entwickelten die Magdeburger einen Multi-Touch-Tisch. Budget: Rund 2,5 Millionen Euro. Über drei Jahre liegt das Projekt. „In Saudi-Arabien ticken die Uhren anders“, sagt Michel und lacht.