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Studenten-Projekt Mit Licht auf Entdeckungsreise

Wie Magdeburger Studenten mit einer Lampe Stadtführungen revolutionieren wollen.

17.08.2016, 23:01

Magdeburg l Bald geht Touristen ein Licht auf: Eine Lampe, die mit einer Smartphone-App verbunden ist, soll den Stadtführer ersetzen. So wollen Magdeburger Studenten vermeiden, dass Touristen unterwegs nur aufs Handy gucken.

Eine alte Armeelampe haben die vier Magdeburger umgerüstet. Mareike Gabele, Eric Schmieder, Nicolas Pepping und Robert Klank sind die Erfinder von „L.u.m.e.N“. Das Geheimnis des Prototyps liegt in dem Holzkasten, den die Studenten unter der Lampe angebracht haben. Darin: allerhand Kabel, ein zusätzlicher Akku, ein kleiner Computer, Lautsprecher sowie eine Halterung für ein Smartphone.

Mit der Lampe sollen Touristen in naher Zukunft eine Stadt erkunden können. Auf einer App sind verschiedene Touren gespeichert. Das Smartphone weist gewissermaßen den Weg. „Die Bauteile in der Lampe geben die Signale der App weiter“, erklärt Nicolas Pepping. Das Licht strahlt heller oder dunkler – je nachdem, ob sich die Touristen in die richtige Richtung bewegen. Zusätzliche Informationen erhalten die Besucher über die Sprachausgabe am Smartphone sowie über Videos. Der Clou: Durch ein kleines Fenster auf der Rückseite des Lampenkastens haben die Nutzer freie Sicht auf den Smartphone-Bildschirm.

Das Display spielt bei den Rundgängen aber eine Nebenrolle. „Wir wollten nicht, dass die Realität nur durch die Virtualität wahrgenommen wir“, sagt Robert Klank. Die Erfindung der Magdeburger ist eine Alternative zur frontalen Wissensvermittlung, so wie sie bei heutigen Stadtrundgängen üblich ist. Mit der Lampe begeben sich Touristen auf ihre eigene Entdeckungsreise. Ein Konzept, das gut funktioniert. Zuletzt konnte Videospiel-Hersteller Nintendo damit punkten: Mit der App Pokémon Go machen sich derzeit Millionen Spieler weltweit auf die Suche nach kleinen Monstern, die sich irgendwo versteckt halten. Um die Viecher zu finden, müssen die Nutzer viele Kilometer zurücklegen.

„L.u.m.e.N“ steht für „Light up my exhibition“ (englisch für: Erhelle meine Ausstellung). Die Lampe ist ein Projekt, das in den Studiengängen Interaction Design und Elektrotechnik an der Hochschule Magdeburg-Stendal entstanden ist. Den ersten Einsatz absolvierte der Prototyp erfolgreich. Bei einer nächtlichen Führung brachte die Lampe 30 Studenten die Geschichte des Hochschul-Standorts näher. Das Gelände im Norden der Landeshauptstadt war sowohl im Zweiten Weltkrieg als auch während der DDR eine Kaserne. „Deswegen haben wir uns für die Militärlampe entschieden. Das war authentisch“, erklärt Robert Klank. Das Design kann aber an den jeweiligen Einsatzort angepasst werden: „Wir haben Wert darauf gelegt, dass die Technik flexibel auf verschiedene Themen übertragbar ist“, sagen die Erfinder.

Das eröffnet den Magdeburgern Zugang zu anderen Märkten. Museen und Städte würden als Kunden wohl ohnehin nicht ausreichen. Der öffentlichen Hand fehle häufig das Geld, sagen die „L.u.m.e.N“-Macher. Eine Marktanalyse von Betriebswirtschaftsstudenten empfahl die Freizeitindustrie als Absatzmarkt. Rundgänge an Filmschauplätzen oder durch Vergnügungsparks wären mögliche Einsatzgebiete.

Ihre Idee würden die Studenten gerne weiter verfolgen. Doch um groß in die Produktion der Lampen einzusteigen, fehlt bislang das Kapital. Rund 100 000 Euro wären nötig. Die Suche nach Investoren ist noch nicht angelaufen. Starthilfe könnte auch der Hugo-Junkers-Preis bieten. Bei dem Landeswettbewerb sind die vier Erfinder nominiert. Der Preis wird im Dezember verliehen.