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Studie Aufschwung kommt nicht bei allen an

Nicht alle profitieren von der guten wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Die untersten Lohngruppen haben sogar rückläufige Einkommen.

24.05.2018, 23:01

Berlin (dpa) l Der anhaltende Wirtschaftsaufschwung in Deutschland kommt einer Studie zufolge bei weitem nicht bei allen Bürgern an. Demnach sind zwischen 1991 und 2015 die realen verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte im Schnitt um 15 Prozent gestiegen. Davon haben laut Untersuchung die meisten Einkommensgruppen profitiert – aber nicht die untersten. Das geht aus einer Untersuchung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervor, die gestern veröffentlicht wurde. Deutschland geht ins neunte Wachstums-Jahr in Folge. Bundesregierung und führende Forschungsinstitute erwarten einen fortgesetzten wirtschaftlichen Aufschwung. Die Arbeitslosigkeit soll Prognosen zufolge weiter zurückgehen.

Zwischen 1991 und 2015 allerdings waren bei den zehn Prozent der Personen mit den niedrigsten Einkommen, die monatlich im Durchschnitt real über rund 640 Euro verfügen, laut Studie die Haushaltseinkommen rückläufig. Demgegenüber stiegen die Einkommen der Top-Verdiener zwischen 1991 und 2015 im Schnitt um 30 Prozent.

Das bedeute aber nicht zwangsläufig, dass die Menschen, die in den 1990er Jahren niedrige Einkommen erzielten, heute individuell schlechter gestellt seien, erläuterte Studienautor Markus Grabka. Denn sie könnten sich mittlerweile in einer anderen Einkommensgruppe befinden. „Aber es zeigt, dass bei weitem nicht alle von der positiven Einkommensentwicklung profitiert haben.“ Das habe mehrere Gründe: zum einen die Ausweitung des Niedriglohnsektors, zum anderen der wachsende Bevölkerungsanteil älterer Menschen – deren Alterseinkommen seien im Schnitt geringer als das Erwerbseinkommen. Eine Rolle spiele außerdem die Zuwanderung, die seit 2007 zugenommen habe. „Diese neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger haben aber in der ersten Zeit nach ihrer Ankunft in der Regel niedrige Einkommen“, erläuterte Co-Studienautor Jan Goebel.