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Studie Den Jungen droht das Rentenloch

Jungen Menschen in Deutschland droht einer Studie zufolge eine massive Rentenlücke.

10.10.2017, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) l Diese Zahlen gehen aus dem „Vorsorgeatlas Deutschland“ der privaten Fondsgesellschaft Union Investment hervor, der am Dienstag in Frankfurt am Main veröffentlicht wurde. Weniger Sorgen müssten sich die 50- bis 65-Jährigen machen.

Das Forschungszentrum Generationenverträge der Universität Freiburg, das die Studie erstellte, geht davon aus, dass zur Sicherung des Lebensstandards im Alter 60 Prozent des letzten Bruttoeinkommens erforderlich sind. Junge Menschen kommen der Prognose zufolge im Ruhestand ohne Zusatzvorsorge im Schnitt auf 981 Euro und damit auf 38,6 Prozent. Die heute 35- bis 49-Jährigen könnten mit 1048 Euro monatlich rechnen (43,2 Prozent). Deutlich besser stehen Ältere mit 1184 Euro (64,1 Prozent) da.

Bei den Daten handelt es sich um bundesweite Durchschnittswerte in aktueller Kaufkraft. Der tatsächliche Auszahlungsbetrag wird höher sein. Regional gibt es Unterschiede. Zudem ist die Quote allein nicht immer aussagekräftig. Geringverdiener mit weniger als 1100 Euro brutto kommen im Ruhestand den Berechnungen zufolge zwar auf rund 70 Prozent des letzten Gehaltes. Sie erhalten im Schnitt aber nur 679 Euro monatlich und liegen damit unterhalb der Armutsgrenze.

Allein mit der gesetzlichen Rente kommt die Altersgruppe der heute 50- bis 65-Jährigen der Studie zufolge im Alter auf durchschnittlich 64,1 Prozent des letzten Nettoeinkommens. Bei den 20- bis 34-Jährigen sinkt dieser Anteil allerdings auf nur noch 38,6 Prozent. Als notwendiger Wert für eine Sicherung des Lebensstandards gelten mindestens 60 Prozent.

Besonders groß ist die Vorsorgelücke demnach bei jüngeren Menschen in Bayern sowie im Südwesten Deutschlands, besonders gering in Ostdeutschland. Dies liegt allerdings vor allem daran, dass das durchschnittliche Einkommen im Süden und Westen Deutschlands weiterhin höher ist als im Osten.

Ein grundlegend anderes Bild ergibt sich, wenn bei den Altersbezügen Einkünfte aus privater und betrieblicher Altersvorsorge mit einbezogen werden. Hier erreichen die 20- bis 35-Jährigen einen durchschnittlichen Anteil am letzten Nettoeinkommen von 69 Prozent, über alle Altersgruppen verteilt sind es sogar 82,6 Prozent.

Allerdings kehrt sich dabei auch die geografische Verteilung um: Menschen in Ostdeutschland schneiden nun schlechter ab, weil ihre durchschnittlich niedrigeren Arbeitseinkommen weniger Spielräume für private Vorsorge lassen. Außerdem wird sich das Ost-West-Gefälle umdrehen. Sind die Ost-Renten derzeit noch im Schnitt um 200 Euro höher als im Westen, werden sie künftig um 100 Euro niedriger liegen.

„Die gesetzliche Rente bleibt über das Jahr 2030 die tragende Säule der Altersvorsorge. Aber erst die private Vorsorge sichert den Lebensstandard“, erklärte Studien-Leiter Bernd Raffelhüschen von der Universität Freiburg. Er rief dazu auf, die Privatvorsorge zu verstärken.

Umgekehrt argumentierte dagegen der Rentenexperte der Linksfraktion, Matthias Birkwald. „Wir brauchen eine Stärkung der gesetzlichen Rente nach österreichischem Vorbild und ein Rentenniveau von 53 Prozent“, erklärte er in Berlin. „Alles andere ist Lobbyarbeit für die Versicherungswirtschaft“, fügte er mit Blick auf die Fondsgesellschaft Union Investment hinzu.