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Teuerungsrate Günstig Tanken, günstig Heizen

Die Öl-Preise sind so niedrig wie lang nicht. Das ist der Hauptgrund für die geringe Inflation.

04.01.2016, 23:01

Frankfurt/Main (dpa) An der Mini-Inflation dürfte sich nur allmählich etwas ändern. Konsumenten wie Verbraucher profitieren somit zunächst weiterhin von niedrigen Energiepreisen.

Wie haben sich die Verbraucherpreise zuletzt entwickelt?

Im November zog die Inflation in Deutschland aufgrund schneller steigender Preise für Nahrungsmittel auf niedrigem Niveau etwas an. Die Jahresteuerung erhöhte sich auf 0,4 Prozent nach 0,3 Prozent im Oktober. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise nach Berechnung des Statistischen Bundesamtes minimal um 0,1 Prozent. Die kräftigste Steigerung der jährlichen Teuerungsrate im Jahr 2015 verzeichneten die Statistiker im Mai mit 0,7 Prozent.

Warum ist die Inflation so niedrig?

Hauptgrund ist das Absacken der Ölpreise. Der Schmierstoff der Weltwirtschaft wurde 2015 nochmals günstiger – unter anderem weil Öl-Mächte wie Saudi-Arabien den Markt weiterhin mit dem Rohstoff fluteten und die USA die eigene Produktion über Fracking kräftig hochfuhren. Weil Energie – also Kraftstoffe und Heizöl, aber auch Gas und Strom – mit fast elf Prozent in die Berechnung der Teuerungsrate einfließen, dämpfen solche Entwicklungen den Preisauftrieb insgesamt.

Wer profitiert von niedrigen Preisen?

Autofahrer sparen beim Tanken, Verbraucher beim Heizen ihrer Häuser und Wohnungen. Der Liter Diesel kostete im Dezember an der Tankstelle zeitweise deutlich weniger als einen Euro – das gab es seit über zehn Jahren nicht mehr. Die ohnehin schon niedrigen Heizölpreise sackten zum Jahresende ebenfalls nochmal. Auch die Industrie profitiert. „Für die ölimportierenden Länder ist der strukturell niedrige Ölpreis ein deutlicher Wettbewerbsvorteil“, bilanziert die Helaba.

Warum machen sich Währungshüter Sorgen?

Wenn die Preise für viele Waren und Dienstleistungen über einen längeren Zeitraum kaum noch oder gar nicht mehr steigen, könnte das Verbraucher und Unternehmer bei Investitionen bremsen, in der Hoffnung, dass es bald noch billiger werden würde. Dies könnte die Konjunktur abwürgen. Um gegenzusteuern, flutet die Europäische Zentralbank (EZB) die Märkte mit billigem Geld. Der Leitzins verharrt knapp über Null, seit März pumpt die Notenbank zudem monatlich 60 Milliarden Euro in den Kauf von Staatsanleihen und anderen Wertpapieren. Das umstrittene Programm wurde gerade erst um ein halbes Jahr bis März 2017 verlängert.

Wie werden sich die Preise 2016 entwickeln?

Die Inflation sowohl in Deutschland als auch im Euroraum dürfte nach Einschätzung von Volkswirten allmählich anziehen, allerdings weiterhin deutlich vom Zwei-Prozent-Ziel der EZB entfernt bleiben. Die Bundesbank erwarte nach ihrer jüngsten Prognose für 2016 eine Inflationsrate von 1,1 Prozent.

Wie wird die Teuerungsrate eigentlich berechnet?

Monat für Monat notieren 600 Preiserheber der Statistischen Landesämter und des Wiesbadener Bundesamtes bundesweit in Geschäften, was Obst und Gemüse, Bücher und Zeitschriften, Schuhe und Möbel kosten. Mehr als 300 000 Einzelpreise von Waren und Dienstleistungen werden so repräsentativ nach einem stets gleichen Schema erfasst. Der Warenkorb umfasst rund 600 Güterarten. Den größten Anteil hat Wohnen (Mieten, Strom, Gas) mit fast 32 Prozent. Gut 10 Prozent entfallen auf Lebensmittel. Auf dieser Grundlage berechnet das Statistische Bundesamt die Verbraucherpreisentwicklung.