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Tiefkühlpizza Hersteller greift aus Sachsen-Anhalt an

Tiefkühlpizza-Hersteller Freiberger rüstet im Kampf um Marktanteile auf. Mittlerweile haben die Berliner zwei Werke in Sachsen-Anhalt.

26.10.2017, 23:01

Berlin/Burg/Osterweddingen l An der Tiefkühltruhe ist ein Kampf um den Kunden entbrannt. Die Branchenriesen Oetker und Wagner drängen mit ihren Pizzen in die Discounter. Das setzt vor allem Freiberger unter Druck. Erst im Sommer kauften die Berliner deswegen den kleinen Konkurrenten Hasa aus Burg. Mit neuen Produkten will Freiberger jetzt zurückschlagen.
Pizzen gefüllt mit Käse und Würstchen oder besonders knusprige Varianten mit ausgefallenen Belägen - die Lebensmittel-Ingenieure im Entwicklungslabor des Berliner Tiefkühlpizza-Herstellers Freiberger sind in den vergangenen Monaten besonders kreativ gewesen. Die neuen Sorten sind Teil der Unternehmensstrategie.
Freiberger, jahrelanger Platzhirsch bei Discountern wie Aldi und Lidl, muss sich seit mehr als einem Jahr starker Konkurrenz erwehren. Oetker und Wagner drängen mit ihren Marken in die billigen Lebensmittelläden. Freiberger hatte deswegen Marktanteile verloren und steuerte gegen. "Mit neuen, innovativen Produkten ist es uns gelungen, den Absatzverlust auszugleichen", sagte Geschäftsführerin Lydia Fehringer, die bei Freiberger für den Vertrieb der Tiefkühl-Produkte verantwortlich ist.
In diesem Sommer ist Freiberger noch durch eine weitere Tür gegangen, die durch die Veränderungen auf dem Pizza-Markt geöffnet wurde: Die Berliner kauften im Juli den kleinen Wettbewerber Hasa aus Burg (Jerichower Land). Für ihre Firma hatten die beiden damaligen Geschäftsführer Andreas Czayka und Holger Pitsch einen neuen, sicheren Hafen gesucht. Denn durch den aggressiven Kurs von Oetker und Wagner fiel es auch dem Produzenten aus Burg schwerer, seine Produkte den Discountern schmackhaft zu machen. Der Verkauf an Freiberger, mutmaßten Czayka und Pitsch, sollte langfristig das Überleben der Firma und die 190 Arbeitsplätze sichern.
Für Freiberger ist das Hasa-Werk in Burg der zweite Standort in Sachsen-Anhalt. Bereits seit 2009 produziert das Unternehmen in Osterweddingen (Landkreis Börde) Tiefkühlpizzen. Dort arbeiten rund 200 Beschäftigte. Sachsen-Anhalt ist für Freiberger durch die Neuerwerbung zu einem der wichtigsten Produktionsstandorte geworden. Die zwei Werke verlassen jedes Jahr mehr als 160 Millionen Tiefkühlpizzen. "Wir sind jetzt erst richtig im Bundesland angekommen", erklärte Freiberger-Geschäftsführer Hans-Detlev Schulz im Gespräch mit der Volksstimme.
Nicht nur die zentrale Lage mitten in Deutschland sei für das Engagement seiner Firma in Sachsen-Anhalt entscheidend, so Schulz. Für das Bundesland sprechen moderate Löhne und der Arbeitsmarkt. "Es fällt uns leichter, hier Mitarbeiter zu finden, als etwa an unserem Standort in Süddeutschland", erklärte der Pizza-Fachmann.
Deswegen rüstet Freiberger in Sachsen-Anhalt weiter auf: Etwa vier Millionen Euro werde das Unternehmen in den nächsten Monaten in beide Standorte investieren, sagte Schulz. In Osterweddingen werde ein neuer Steinofen aufgebaut. Das sei der erste Schritt für eine neue Fertigungslinie, so der Freiberger-Boss. Auch die Pizza-Fabrik in Burg erhält ein Upgrade. Durch die Millioneninvestition soll vor allem die Standzeit der Maschinen verringert werden.
Für die Mitarbeiter im Jerichower Land gibt es noch eine weitere gute Nachricht: Freiberger, eine Tochterfirma im Südzucker-Konzern, gilt als besonders arbeitnehmerfreundlich, sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung - Genuss - Gaststätten (NGG) , Holger Willem. Er geht davon aus, dass die Mitarbeiter in Burg deswegen bald auch einen Betriebsrat wählen dürfen.