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TV-Rechte Goldrausch verärgert Fußball-Fans

Live-Fußball ist in der neuen Bundesliga-Saison nur noch schwer zu sehen. Sehr zum Unmut von Fans - und von Wirten.

16.08.2017, 23:01

Köln (dpa) l Für die Bundesliga-Vereine ist es ein Bombengeschäft, für viele Fans vor den Fernsehschirmen dagegen unbequem bis ärgerlich. Am Freitag beginnt die neue Saison mit dem Auftaktspiel Bayern gegen Leverkusen. Doch live Fußballgucken wird teurer und komplizierter. Zu verdanken haben die Fans das dem Bundeskartellamt und der Deutschen Fußball Liga (DFL), die bei der Vergabe der Fernsehrechte Preiserhöhungen von über 80 Prozent durchgesetzt hat. In den vergangenen Jahren galt eine einfache Regel: „Alle Spiele, alle Tore“ beim Bezahlsender Sky. Doch auf Anordnung des Bundeskartellamts darf nicht mehr ein Sender sämtliche Spiele übertragen.

Der DFL kam das sehr gelegen, denn sie konnte die Übertragung der ersten Bundesliga nun gewinnbringend an zwei konkurrierende Bezahl-Sender verkaufen: Neben Sky kam der US-Konzern Discovery Networks mit Eurosport zum Zug. Daneben gibt es noch viele weitere Verwertungspakete, so wird das Auftaktspiel vom ZDF übertragen.

Die DFL rechnet bis zur Saison 2020/21 mit „medialen Gesamterlösen“ von 1,14 Milliarden Euro pro Jahr – bisher waren es zwischen 600 und 700 Millionen. Die DFL bezifferte das „Wachstum“ im vergangenen Jahr auf beeindruckende 85 Prozent. Von solchen Umsatzsteigerungen können selbst Google oder Apple nur träumen.

Insgesamt 45 Spiele werden künftig im Bezahlfernsehen nicht mehr live bei Sky laufen, sondern bei Eurosport. Wer auch diese Spiele sehen will, muss neben dem Sky-Abo zusätzlich Geld an Eurosport überweisen. „Wir haben ein Angebot von 29,99 Euro im Jahr“, sagt ein Discovery-Sprecher. Bisher ist das Eurosport-Angebot jedoch nur über Internet oder Satellit zu sehen, nicht im regulären Kabelnetz. Seit Mittwoch ist zudem klar, dass der Eurosport-Player auch für Amazon-Prime-Kunden zugänglich sein wird. Im Channel-Bereich wird der Sender für 4,99 Euro im Monat fortan angeboten. Er kann jederzeit gekündigt werden. Die Sky-Sendung soll aber trotzdem weiter „Alle Spiele, alle Tore“ heißen: Denn auf Sky laufen noch die Zusammenfassungen, wie ein Sprecher des Senders erläutert.

Sky überträgt zwar weniger Spiele live, muss dafür aber selbst wesentlich mehr bezahlen: 793 Millionen Euro statt bisher 489 Millionen, wie Sky-Österreich-Chef Holger Enßlin kürzlich erklärte. Der Sender wolle die massive Preiserhöhung aber nicht an die Kunden weiter reichen.

Die finanziell goldenen Zeiten für die Bundesliga haben Folgen nicht nur für die Fernsehzuschauer vor den heimischen Bildschirmen, sondern auch für Deutschlands Wirte: Für viele Gastronomen mit Sky-Abo ist die neue Lage ebenso unerfreulich wie unübersichtlich.

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„Für viele kleine Wirte lohnt sich das nicht, die Schmerzgrenze ist für manche schon erreicht“, kritisiert Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga. „Das Gemeinschaftserlebnis Fußball in der Gaststätte beziehungsweise Kneipe muss bezahlbar bleiben.“ Für Wirte ist ein Sky-Abo ohnehin wesentlich teurer als für Privatkunden. Auch die Betreiber umsatzstarker Sportkneipen sind beunruhigt. Denn viele warteten wochenlang auf Informationen der Sender, ohne diese zu bekommen.

Immerhin steht inzwischen fest, dass Discovery Networks nun auch Gastronomen übergangsweise bis Jahresende den 29,99 Euro teuren Privatkundenpreis anbieten wird. Gespräche zwischen Sky und Eurosport über eine zusätzliche Übertragung der 45 Eurosport-Spiele auf Sky sind bislang ergebnislos verlaufen.