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Unwetterschaden Ohne Sturmversicherung droht Ruin

Die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (Ösa) warnen, dass nur die Hälfte der Gebäude im Land gegen Naturgefahren versichert sind.

Von Steffen Honig 27.06.2018, 01:01

Magdeburg l Wenn Stürme wie „Xavier“ oder „Herwart“ übers Land fegen, krempeln sie bei der Ösa sofort die Ärmel hoch. „Zwei Wochen verkaufen wir dann Versicherungen wie die Weltmeister“, sagt Vertriebschef Rainer Bühlow auf der Jahrespressekonferenz. Der Grund: In Sachsen-Anhalt sind nur 46 Prozent der Gebäude gegen Naturgefahren versichert. Viele Eigentümer wüssten nicht, dass bei Elementarschäden durch Starkregen, Sturm oder Hochwasser die Gebäudeversicherung nicht greift. Manche verdrängten dies auch, so Bühlow, und hofften im Notfall auf Hilfe der Behörden.

Ösa-Vorstandschef Peter Ahlgrim weist warnend darauf hin, dass entsprechend einem Beschluss der Bundesländer Sachsen-Anhalts Landesregierung künftig nicht mehr für Schäden durch Naturkatastrophen aufkommen wird. Ohne Versicherung kann im Schadensfall der Ruin drohen.

Die zu regulierenden Sturmschäden waren für den zur Sparkassen-Finanzgruppe gehörenden Regionalversicherer zwar ein Schlag ins Kontor, die Jahresbilanz weist dennoch ein deutliches Plus aus. Ahlgrim: „Wir wachsen mehr als der Markt insgesamt und konnten unseren Marktanteil in Sachsen-Anhalt vergrößern“. Die Zahlen dazu: Die Beitragseinnahmen stiegen 2017 auf mehr als 291 Millionen Euro. Das ist im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von 2,9 Prozent gegenüber durchschnittlich 1,7 Prozent in der deutschen Versicherungsbranche insgesamt.

Sorgen machen der Ösa wie branchenweit die Lebensversicherungen. Durch die andauernden Niedrigzinsen müssen die garantierten Erträge der rund 271.000 Verträge aus der „Zinszusatzreserve“ bezuschusst werden. Diese lag 2016 bei 47 Millionen Euro und musste im Vorjahr auf 69 Millionen Euro erhöht werden.

David Bartuch, Chef der Lebensversicherungssparte, kritisiert dieses vorgeschriebene Verfahren, dass nicht dem Verbraucherschutz diene. Rund 69 Millionen Euro hat diese Ösa-Sparte im Vorjahr ausgezahlt. Etwa 51 Milllionen Euro davon waren Lebensversicherungen. Mit den Kapitalanlagen von 1,27 Milliarden Euro wurde eine Nettoverzinsung von 4 Prozent erzielt.

Ösa-Chef Ahlgrim macht deutlich, dass bei der Digitalisierung deutlich zulegt wird.

Papierverträge sind ein Auslaufmodell, die Geschäfte sollen bald nur noch per E-Mail abgewickelt werden. Einschließlich der elektronischen Unterschrift.

Dass die Ösa die Marktführerschaft im Land mit nur zehn Prozent Anteil für sich reklamiert, ist mit der Branchenstruktur erklärbar. In Deutschland gibt es rund 400 Assekuranzen, die ihre Policen unters Volk bringen.