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Volkswagen Konzern-Chef Müller kann wieder lächeln

VW hat sich vom Dieselskandal erholt und erzielt Gewinne. Konzern-Chef Müller will nun das Unternehmen umbauen.

14.03.2017, 23:01

Wolfsburg l Konzernvorstand Matthias Müller hat am Dienstag bei der Jahrespressekonferenz in Wolfsburg eine positive Geschäftsbilanz gezogen. „Das vergangene Jahr war ein anspruchsvolles, aber dennoch ein bemerkenswert erfolgreiches Jahr für uns“, sagte Müller. „Volkswagen ist wieder auf dem richtigen Weg.“ Ein Überblick zur Lage bei VW in Fragen und Antworten:

1. Wie fällt die Bilanz für das Geschäftsjahr 2016 aus?

Nach dem Milliarden-Verlust 2015 schreibt der VW-Konzern wieder schwarze Zahlen: Für 2016 verbucht der Autobauer einen Gewinn von 5,4 Milliarden Euro. Ohne die Strafen für den Diesel-Betrug hätte VW sogar ein Ergebnis von 14,6 Milliarden Euro ausweisen können. Gewachsen ist auch der Umsatz, er kletterte um zwei Prozent auf 217,3 Milliarden Euro.

Trotz Diesel-Krise ist es dem Unternehmen gelungen, den weltweiten Autoabsatz um vier Prozent auf 10,4 Millionen Fahrzeuge zu steigern und damit zum weltgrößten Autobauer aufzusteigen. Sorgenkind bleibt allerdings die Kernmarke VW. Dort ging der Umsatz um 0,6 Prozent auf 105,7 Milliarden Euro zurück, die Rendite sank von zwei auf 1,8 Prozent. Zum Gesamterfolg des Konzerns trugen insofern vorwiegend andere Tochterfirmen wie Porsche und Audi bei.

2. Erhalten die VW-Aktionäre in diesem Jahr wieder eine Dividende?

Nachdem sie krisenbedingt zuletzt leer ausgegangen sind, dürfen sich die Aktionäre freuen: Der VW-Vorstand wird der Hauptversammlung vorschlagen, eine Dividende von zwei Euro pro Stammaktie und 2,06 pro Vorzugsaktie auszuschütten.

3. Wird VW die Kosten für den Diesel-Skandal finanziell verkraften?

2016 hat Volkswagen noch einmal 7,5 Milliarden Euro für Strafzahlungen zurückgestellt, im Jahr davor waren es 16,9 Milliarden Euro. Mit Blick auf die positive Geschäftsbilanz betonte Finanzvorstand Frank Witter am Dienstag: „Der Konzern ist finanziell gerüstet, die Folgen der Diesel-Krise zu tragen.“ Allerdings: Klagen von Kunden und Aktionären in Europa werden noch verhandelt. Analysten halten weitere Milliarden-Kosten insofern nicht für ausgeschlossen, gehen aber ebenso davon aus, dass der VW-Konzern mögliche Mehrbelastungen tragen könnte.

4. Erhalten VW-Kunden in Europa vielleicht doch noch Schadenersatz für Diesel-Autos, die nachgerüstet werden müssen?

Von sich aus wird Volkswagen seinen Kunden keinen Schadenersatz zahlen, das bekräftigte VW-Chef Müller noch einmal am Dienstag. „Alle Kunden auf der Welt sind uns gleich wichtig“, betonte er zunächst. „Doch wir können die Unterschiede in den Rechtssystemen in Europa und den USA nicht einfach ignorieren.“ Zudem hätten unabhängige Tests ergeben, dass bei umgerüsteten Autos keine Veränderungen bei Leistung, Verbrauch und Restwert auftreten würden. „Daher ist unseren Kunden auch kein finanzieller Schaden entstanden“, so Müller. Ob die Gerichte das auch so sehen, bleibt jedoch abzuwarten.

5. Wie wird sich Volkswagen nach dem Diesel-Skandal für die Zukunft aufstellen?

Matthias Müller will VW zum weltweit führenden Anbieter nachhaltiger Mobilität weiterentwickeln. Hierfür hat das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr die „Together“-Strategie beschlossen. Bis 2018 will der Konzern zehn reine Elektroautos auf den Markt bringen, bis 2025 soll die Zahl der E-Modelle auf 30 steigen. „Die kommenden Jahre werden ganz im Zeichen des tiefgreifenden Wandels stehen, den wir eingeleitet haben“, sagte Müller. Bis dahin gelte es, drei Probleme in den Griff zu bekommen: Die Kosten für E-Autos, lange Ladezeiten und den Mangel an Ladeinfrastruktur. Müller betonte, dies alles sei bis zum Ende der Dekade lösbar.

Auch im Bereich mobiler Dienstleistungen will VW künftig mitmischen. Neu gegründete Tochterfirmen wie „Moia“ sollen neue Dienste wie Shuttle-Vermittlung per App entwickeln, die Angebote sollen künftig vor allem in Großstädten genutzt werden. Für VW sei dies keine Spielerei, betont Müller. Der Konzern rechne langfristig im Bereich mobiler Dienstleistungen mit Milliarden-Geschäften.

6. Wird VW auf Benziner und Diesel künftig verzichten?

Vorerst nicht. Müller betonte am Dienstag, effiziente Verbrennungsmotoren werden noch lange eine „tragende Rolle“ spielen, allein in diesem Jahr will der Konzern 60 neue Modelle auf den Markt bringen. Mit Blick auf strengere Abgasnormen für Dieselfahrzeuge verriet Müller, dass VW und Mitbewerber in Erwägung ziehen, ältere Modelle mit der Abgasnorm Euro 5 nachzurüsten, damit auch diese eine blaue Plakette erhalten könnten. Die Politik diskutiert derzeit über die Einführung einer solchen Plakette.

7. Welche Märkte wird VW künftig besonders in den Fokus rücken?

In China will VW künftig günstige Elektroautos auf den Markt bringen, die Gespräche dazu mit dem chinesischen Partner JAC seien „weit fortgeschritten“. Zudem vertieft VW derzeit eine Kooperation mit dem indischen Hersteller Tata. Eine Modell-Offensive soll es zudem auf dem brasilanischen Markt geben, hier will sich VW bis 2018 die Marktführerschaft zurückerobern. Und nicht zuletzt will der Konzern in den USA wieder Fuß fassen, vor allem mit sportlichen Geländewagen, den sogenannten SUVs.

8. Wie reagiert VW auf US-Präsident Trump?

Matthias Müller will abwarten, welche Vorgaben die US-Regierung künftig tatsächlich machen wird. Er betonte aber: „VW ist mit 60.000 Beschäftigten in den USA der zweitgrößte deutsche Arbeitgeber.“ Weiter sagte er: „Weil wir Wachstum und Beschäftigung weltweit steigern wollen, sprechen wir uns für den Freihandel aus.“

9. Wie soll es mit der schwächelnden Kernmarke VW weitergehen?

Die Rendite der Marke soll zulegen – sowohl mit Hilfe neuer Modelle als auch mit Sparmaßnahmen. Markenchef Herbert Diess betonte, Vorstand und Betriebsrat seien sich über die Ziele, die hierzu im Zukunftspakt formuliert worden, einig. Demnach will VW 30.000 Stellen streichen und rund 9000 neue Jobs in Zukunftsbereichen aufbauen.