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Von Nathusius Mifa-Eigentümer im Visier der Justiz

Die Staatsanwaltschaft Halle ermittelt gegen Heinrich von Nathusius wegen Insolvenzverschleppung.

25.04.2017, 23:01

Halle/Sangerhausen l Der insolvente Fahrradhersteller Mifa in Sangerhausen kämpft um seine Zukunft. Gespräche mit möglichen Investoren laufen seit Monaten. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Halle Ermittlungen gegen Mifa-Eigner Heinrich von Nathusius aufgenommen. Der Verdacht: Insolvenzverschleppung.
Eine entsprechende Strafanzeige gegen Heinrich von Nathusius liege vor, bestätigte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft ohne weitere Details zu nennen. Wann wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung mit Ermittlungsergebnissen gerechnet werden könne, sei unklar. Heinrich von Nathusius war von der Volksstimme zunächst nicht zu erreichen.
Die deutsche Rechtssprechung sieht vor, dass ein Geschäftsführer spätestens drei Wochen nach Eintritt der Zahlungsunfähigkeit oder Überschuldung Insolvenz anmelden muss. Hat Heinrich von Nathusius diese Frist verpasst? Dass die Einnahmen der Mifa-Bike die laufenden Kosten nicht deckten, war bereits Monate vor der im Januar angemeldeten Insolvenz bekannt.
Nach Volksstimme-Informationen hatte Heinrich von Nathusius bereits im Herbst 2016 bei einigen Banken um einen Aufschub für die Rückzahlung von Darlehen gebeten. Damals hatte ein Wirtschaftsprüfer noch einen kurzfristigen Liquiditäts-Engpass bestätigt. Auch bei einigen Lieferanten soll der Mifa-Chef damals an die Tür geklopft haben. Um einen Aufschub von Zahlungen zu bitten, sei allerdings kein Tatbestand, der als Insolvenzverschleppung ausgelegt würde, sagte ein Rechtsexperte der Volksstimme.
Im Herbst und Winter hatten die Gesellschafter zudem immer wieder Geld nachschießen müssen, um Mifa über Wasser zu halten. Insgesamt sollen rund 15 Millionen Euro geflossen sein. Im Januar zogen die Eigentümer dann den Schlussstrich: Mifa meldete Insolvenz an.
Sollten die Ermittlungen gegen Heinrich von Nathusius zu belastbaren Ergebnissen führen, könnte das auch für den Fahrradbauer Konsequenzen haben. Im schlimmsten Fall könnten Gläubiger weitere Ansprüche in Millionenhöhe gegen Mifa geltend machen, erfuhr die Volksstimme aus dem Umfeld des Unternehmens. Heinrich von Nathusius drohen allerdings auch persönlich strafrechtliche Konsequenzen, sollte sich der Verdacht der Insolvenzverschleppung erhärten.
Dabei sollte der Fahrradbauer für den 73 Jahre alten Unternehmer eigentlich zum Meisterstück werden. Nach der Wende hatte von Nathusius in Haldensleben den Automobilzulieferer Ifa Rotorion aufgebaut und zu einem der Marktführer für Längswellen entwickelt. Bei Mifa stieg die Familie im Dezember 2014 ein. Von Nathusius wollte den kriselnden Fahrradhersteller umbauen, träumte von automobilen Standards in der Fertigung. Am Stadtrand von Sangerhausen ließ die Familie für rund 17 Millionen Euro ein neues Werk bauen.
Doch die finanzielle Situation spitze sich zu, die Auftragslage blieb hinter den Erwartungen zurück. Im Januar 2017 meldete Mifa Insolvenz an. Nachdem die Eigenverwaltung scheiterte, weil die Familie von Nathusius ein bereits zugesagtes Darlehen wieder zurückzog, übernahm Insolvenzverwalter Lucas Flöther das Unternehmen. Als wenig später Großaufträge platzten, mussten Teile der Belegschaft gehen. Von ursprünglich 520 Mitarbeiter sind derzeit nur noch 130 Menschen bei Mifa tätig.
Im Hintergrund laufen derweil Verhandlungen um die Mifa-Zukunft. Im Rennen sind nach Volksstimme-Informationen die Familie von Nathusius und ein deutscher Fahrradhersteller, der auch ein Angebot für die neu gebaute Halle abgegeben haben soll. Der Bau gehört der Vermögensgesellschaft der Familie. Die Strafanzeige gegen Heinrich von Nathusius könnte den Patriarchen bei den laufenden Verhandlungen nun zusätzlich unter Druck setzen.