1. Startseite
  2. >
  3. Sport
  4. >
  5. Die mentalen Herausforderungen im E-Sport League of Legends

Hobby zum Beruf machen Die mentalen Herausforderungen im E-Sport League of Legends

E-Sportler haben keinen leichten Job: Wer in der Spitze mitspielen will, muss ständig trainieren - elf bis zwölf Stunden am Tag. Über die mentale Gesundheit der Profis wird in mehreren Disziplinen bereits viel gesprochen. In League of Legends beginnt die Diskussion langsam.

Von Jacqueline Segeth, dpa 16.07.2020, 15:45

Berlin (dpa) - Wettbewerbsdruck, eine ungewisse Zukunft und immer neue Umgebungen: Der Beruf eines E-Sportlers ist nicht einfach. In Counter-Strike und Overwatch sind die psychischen Belastungen der Profis bereits Thema. Aber wie sieht das bei League of Legends aus?

Um das geistige Wohlbefinden der Profis zu fördern, kündigte LoL-Entwickler Riot Games Anfang Juni für die USA und Kanada die Zusammenarbeit mit der Organisation "Crisis Text Line" an, die kostenlose Unterstützung bei psychischen Problemen anbietet.

Für Maurice "Amazing" Stückenschneider reicht es allerdings längst nicht aus, nur über die Probleme zu reden. Amazing ist Coach von Misfits Gaming, einem Team der europäischen LoL-Liga LEC. "Entweder man verändert die Grundstruktur der Szene oder man tropft nur wieder Wasser auf einen heißen Stein", sagt er der Deutschen Presse-Agentur.

Der Trainer sieht die größten Probleme im Stress während der Saison und bei den Arbeitsbedingungen. "Man trainiert elf bis zwölf Stunden am Tag. Man muss so viel spielen, damit man oben dabeibleibt."

In fast sechs Jahren als Profi hat Amazing selbst viele Erfahrungen in Teams wie Fnatic und Schalke 04 Esports gesammelt. So habe er in den ersten fünf Jahren seiner Karriere viel Spaß am Spielen gehabt.

Jede Entscheidung über ihn sei transparent kommuniziert worden, irgendwann habe sich das aber geändert. "Dann konnte jemand anderes darüber entscheiden, was mit mir passiert. Wie ich aufgestellt werde, wie ich genutzt werde - und ich als autoritätsfeindliche Person habe mich dann nicht mehr eingebracht gefühlt."

Diese fehlende Transparenz ist für Amazing die größte Quelle für Unsicherheiten und Unwohlsein unter den Spielern. Weitere Faktoren seien die Zusammengehörigkeit im Team und die Möglichkeit, mit jemandem über Probleme zu sprechen. Einige LEC-Teams engagieren Sportpsychologen und Performance Coaches, bisher ist das Amazing zufolge aber noch nicht bei allen Organisationen selbstverständlich.

Einer dieser Performance Coaches ist Fabian Broich, derzeit Head of Performance beim LEC-Team Excel Esports. "Ich denke, League of Legends ist das stressigste Spiel der Welt", sagt er. "Alle zwei bis drei Wochen gibt es ein Update und das Spiel verändert sich. Diese Veränderung sorgt für Stress, Stress erzeugt mehr Druck und der Druck macht es fast unmöglich, mit dem Spielen aufzuhören."

Eine Pflicht für das Vorhandensein eines Sportpsychologen oder Performance Coaches in allen LEC-Teams scheint für Broich daher durchaus sinnvoll. "Ich denke, dass es eigentlich eine Voraussetzung sein sollte, dass mehr Personal da ist. Weil es doch ganz wichtig für eine gesündere und langfristigere Liga ist."

Die Notwendigkeit sieht Broich vor allem daran, dass viele der jungen Spieler ein geringes Bewusstsein dafür hätten, was sie wirklich brauchen und wie Probleme überhaupt entstehen.

Offenheit ist für ihn im Umgang mit den Spielern deshalb unverzichtbar. Um dem Stress entgegenzuwirken, helfe es, "mal den Lebensalltag zu verändern, den Rhythmus zu brechen und Sport zu machen." Er würde seinen Spielern immer empfehlen, eher Abstand vom Spielen zu nehmen, als bis zur Erschöpfung zu trainieren.

Einen weiteren Schritt, um auf mentale Gesundheit in der Szene aufmerksam zu machen, geht Schalke 04 Esports. Der Gelsenkirchener Verein spielt bis zum Ende der Sommersaison in schwarzen Trikots, um ein Zeichen für das Thema zu setzen.

Die Hälfte der Einnahmen mit dem Trikot gehen außerdem an die Robert-Enke-Stiftung, die sich unter anderem für die Aufklärung zu Depressionen einsetzt. Auch mehrere Videos zur mentalen Belastung von Profi-Spielern wurden angekündigt.

© dpa-infocom, dpa:200716-99-817428/7

Misfits Gaming

Excel Esports

Ankündigung von Schalke 04

Robert-Enke-Stiftung