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Kein Aufstieg in die LEC LoL-Spieler Tolkin: "Hardstuck" in der deutschen Szene

Im professionellen League of Legends ist die Transfersaison in vollem Gange. Für den deutschen Spieler Tolkin hat es dieses Jahr erneut nicht für einen Aufstieg in die europäische Liga gereicht. Das liege aber nicht unbedingt an seiner spielerischen Leistung, sagt er.

Von Interview: Jacqueline Segeth, dpa 24.11.2020, 12:07
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Berlin (dpa) - Insgesamt sechs gewonnene Titel machen Niklot "Tolkin" Stüber zu einem der besten deutschen League-of-Legends-Spieler. Trotz "Tryouts" (Probetrainings) bei Teams in der europäischen Liga LEC hat ein Aufstieg für die kommende Saison nicht geklappt.

Nach einem erneuten Titelgewinn sagte Tolkin, er sei "hardstuck", also festgefahren, in der deutschen Szene. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur erzählt er, was das für ihn bedeutet und was er sich für die nächste Saison gewünscht hätte.

Frage: "Hardstuck" klingt, als wäre das schon länger so. Wären Sie also gern früher aus der Prime League aufgestiegen?

Antwort: Oh ja, definitiv. Von allen Spielern, die in den nationalen Ligen spielen, wurde es immer als Sprungbrett wahrgenommen. Eigentlich wollte jeder das Ganze gewinnen und schnellstmöglich in die LEC aufsteigen, weil im Gegensatz zur amerikanischen Liga in Europa die Übergänge fließend sind. Dementsprechend will eigentlich jeder in die LEC, keiner will in den nationalen Szenen bleiben.

Frage: Also fühlen Sie sich da vernachlässigt?

Antwort: Was heißt vernachlässigt - wenn man nicht gut genug ist oder nicht wahrgenommen wird, dann ist man nicht vernachlässigt worden, sondern schlicht nicht gut genug. Ich war nicht glücklich mit der Situation, dass dieses Jahr zum Beispiel Matti "WhiteKnight" Sormunen, der Toplaner von BIG, zu Astralis gekommen ist.

Er hat letztes Jahr die EU Masters gewonnen und war auch sehr gut. Aber dieses Jahr hat er in unserer Liga gespielt und ist nicht einmal in die Playoffs oder ins Finale gekommen. Er war eigentlich immer mein direktester Gegner in der Liga selbst.

Frage: Also sind Sie der Meinung, dass Sie es im direkten Vergleich mehr verdient hätten?

Antwort: Ja, absolut.

Frage: Was glauben Sie denn, woran es liegt, dass andere Spieler präferiert wurden?

Antwort: Definitiv Connections. Also ich habe auch mit Astralis Tryouts gehabt und ich habe generell über die Jahre aus meiner Sicht den Fehler gemacht, dass ich nebenbei gestreamt und gecastet habe - also mehr die Influencer-Schiene. Und ich glaube, viele andere Spieler, die es geschafft haben, aufzusteigen, haben eher Networking betrieben, was ich nicht gut genug gemacht habe.

Frage: Hätten Sie sich nach den Jahren und zahlreichen Erfolgen gut genug auf die LEC vorbereitet gefühlt, um dort mitzuhalten?

Antwort: Ja, auf jeden Fall. Man muss ja auch sagen, dass die Übergänge wirklich extrem einfach zu sehen sind als Spieler auf diesem Level. Wir haben permanent Übungsspiele gegen LEC-Teams und ich kann sehen: Ich kann so und so mithalten, ich bin vielleicht besser als der und der, ich habe Schwächen gegen den und den Spieler, die ich ausgleichen kann und so weiter.

Frage: Wie fühlt es sich an, wenn Sie auf die Kollegen, auch in Ihrem Team schauen, die aus der Prime League in die LEC aufsteigen?

Antwort: Bin ich richtig happy drüber, einerseits für die Teammates, und auch für gute Freunde mit der Zeit. Aber klar - für mich selbst hätte ich mir das halt auch gewünscht und ein kleiner säuerlicher Beigeschmack ist definitiv dabei.

Zur Person: Niklot "Tolkin" Stüber lebt in Berlin und spielt seit fünf Jahren professionell League of Legends. Seit seinem Beitritt zur Prime League 2017 gewann der 22-Jährige insgesamt sechsmal den deutschen Titel.

© dpa-infocom, dpa:201123-99-437055/3