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Neulinge im Vorteil? Wie das Coronavirus den Wettbewerb im E-Sport verändert

Spielen aus den eigenen vier Wänden: So sieht die Realität im E-Sport in der Corona-Pandemie aus. Statt aus Veranstaltungshallen und Fernsehstudios spielen die Teams nun über das Internet gegeneinander. Das stellt Teams vor zusätzliche Herausforderungen - und beeinflusst auch die Spielweise.

22.04.2020, 14:03
Riot Games
Riot Games Riot Games

Berlin (dpa) - Während viele Sportarten derzeit zwangsweise pausieren müssen, gehen die E-Sport-Wettbewerbe einfach über das Internet weiter. Doch die Einschränkungen sind auch in den Onlineturnieren zu spüren.

Für die League-of-Legends-Szene ist der Wechsel auf ein Onlineformat eine große Veränderung. Die europäische Liga LEC wird bereits seit ihrer Gründung 2013 in einem Studio vor Publikum ausgetragen.

Der Deutsche Norman "Kaiser" Kaiser, Support beim spanischen Team MAD Lions, fehlt der normale Alltag durchaus. "Dein Herzschlag geht hoch", sagte Kaiser im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur zum Spiel auf der Bühne. "Auf der persönlichen Ebene ist es besser, auch mit den Fans. Das ist schon eine andere Atmosphäre."

In den Playoffs der LEC gelang MAD Lions eine große Überraschung, als das Team in der ersten Runde mit G2 Esports den Titelverteidiger schlug. Vier der Spieler hatten bis zum letzten Jahr noch in den regionalen Ligen gespielt, die grundsätzlich online stattfinden.

Kaiser sieht daher in der aktuellen Situation auch einen Vorteil. "Am Anfang hat man sich auf der Bühne ein bisschen gefürchtet, man hat ein bisschen passiver gespielt", beschreibt Kaiser den Unterschied. "Als neuer Spieler bist du es einfach gewohnt, in deinem Trainingsraum zu sitzen, dann fühlst du dich einfach viel wohler."

Auch die Counter-Strike-Liga ESL Pro League musste zum ersten Mal seit 2018 wieder zu einem Onlineformat zurück. Das Team der deutschen Organisation mousesports musste sich daran erst einmal gewöhnen.

"Einige der Faktoren, die Spiele spannender machen, fehlen - zum Beispiel ein Publikum", sagte mouz-Trainer Allan "Rejin" Petersen auf dpa-Anfrage. "Nach ein paar Spielen sind wir wieder in unseren Spielfluss gekommen. Wir spielen immer noch gegen die besten Teams der Welt: Wenn du dich nicht komplett fokussierst, verlierst du."

Rejin sieht auch hier die Chance für unerfahrenere Spieler: "Der Druck ist nicht derselbe. Ich möchte ihnen nichts absprechen, aber Online ist es einfacher, gewagt zu spielen, als vor tausenden Zuschauern." Dennoch dürfe das für die großen Teams keine Entschuldigung sein. "Wir müssen uns an diese Situationen anpassen, und jeden Gegner so ernst nehmen, wie wir es sonst auch tun."

Auch das Internet kann für Einschränkungen sorgen. Auf der Bühne treten alle Teams unter gleichen Bedingungen an, in Onlineturnieren hingegen können Störungen zu Problemen führen. Im Halbfinale der LEC zwischen G2 und MAD kam es zu mehreren Unterbrechungen, da das Internet auf beiden Seiten nicht komplett standhielt. "Wenn ein Team gerade einen Teamfight gewonnen hat und dann eine Pause kommt, dann geht einem schon die Luft aus", bemerkt Kaiser kritisch.