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Ehrenamt Kräfte bündeln, Vorurteile abbauen

Viele Oberharzer engagieren sich für Flüchtlinge. Ein Runder Tisch soll nun die Kräfte bündeln.

Von Günther Breutel Von Günther Breutel 30.09.2015, 23:01

Elbingerode/Sorge l Die Flüchtlingskrise zieht in der Stadt Oberharz Kreise. Zahlreiche Einwohner helfen ehrenamtlich in den beiden nahe gelegenen Flüchtlingsunterkünften in Wendefurth am Kilometer 9 an der Rappbodetalsperre und im Sorger Hotel „Sorgenfrei“. Um die Unterstützung besser zu koordinieren, hat die Elbingeröder evangelische Kirchengemeinde zu einem Runden Tisch eingeladen.

Mehr als 30 Helfer und Besucher nutzten den Termin, um von ihren Hilfsaktionen und von ihren Planungen zu berichten. Unter den Teilnehmern waren Vertreter vom Elbingeröder Diakonie Krankenhaus Oberharz sowie vom Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ), vom Sanatorium Dr. Barner in Braunlage, von der Kleiderkammer des Diakonissen-Mutterhauses „Neuvandsburg“, von Sozialarbeitskreisen und von der Gruppe „Der Harz bleibt bunt“ aus Tanne, die sich über das soziale Netzwerk Facebook organisiert.

Die Teilnehmer berichteten von dem, was bereits geschehen ist und weiterhin läuft – von der medizinischen Erstversorgung der Asylbewerber, psychologischen Sprechstunden für Traumatisierte in Sorge, dem Sprachunterricht, der Vergabe von Kleiderspenden, gemeinsamen Fußballspielen und Kinderprogrammen mit den Flüchtlingskindern, von Verkaufsgutscheinen und Spenden. Allgemein wurde bestätigt, dass die Flüchtlinge die Angebote gern annehmen, wenn auch viele Neuankämmlinge erst einmal ihre Scheu ablegen müssen.

Hindernisse sehen aber die Helfer in dem stetigen Wechsel der Bewohner in den Aufnahmeeinrichtungen und in der Verordnung, dass die Asylbewerber nicht über die Landesgrenzen hinaus medizinisch behandelt werden dürfen. „Wir können keinen Flüchtling in unserem Braunlager Sanatorium behandeln, da die Landesgrenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen nicht überschritten werden darf“, bemerkte Johannes Barner vom gleichnamigen Sanatorium in Braunlage, das als Fachklinik für psychosomatische Medizin und Psychotherapie fungiert. Ungeachtet der Schwierigkeiten wollen alle Beteiligten die Hilfen ausbauen und bündeln. Wie dies vonstatten gehen soll, wird bei zwei weiteren „Runden Tischen“ besprochen, die am 30. Oktober und am 27. November (jeweils Freitag) stattfinden sollen.

Eine wichtige Aufgabe sehen die Ehrenamtlichen darin, die Bevölkerung mit ins Boot zu holen. Damit die Einwohner auch kritische Fragen stellen können und Näheres über die Flüchtlingshilfe erfahren, wird am Mittwoch, 14. Oktober, um 19 Uhr ein Informationsabend zum Thema in der Elbingeröder Winterkirche angeboten. „Wir wollen versuchen, Vorurteile abzubauen“, erklärt der Elbingeröder Pfarrer Ernst Wachter. Geleitet wird die Runde von Sozialarbeiter Christopher Bänecke von der Halberstädter Diakonie. Angekündigt wurde ferner, dass von den bisherigen Spendengeldern ein Kinderspielplatz hinter dem Hotel „Sorgenfrei“ entstehen soll. Das ist nötig, weil derweil seit Montagabend wieder gut 100 syrische Flüchtlinge neu in der Unterkunft in Sorge eingetroffen sind, wie Hans Dorrestijn berichtet. Nachdem am Montagmorgen gut 100 Menschen in den Bördekreis gebracht wurden, sind nun wieder rund 150 Personen dort untergebracht. „Unter ihnen sind viele Familien mit Kindern“, so der Chef des Hotels „Sorgenfrei“. Diese werden nun etwa drei Wochen in Sorge verbringen. „Es läuft sehr gut“, urteilt der Hotelchef, der die Hilfsbereitschaft der Sorger und der Oberharzer Einwohner lobt. Nach anfänglichen Berührungsängsten gebe es sehr viel Unterstützung.

Die Elbingeröder Kirchengemeinde und die Ärztin Angelika Dierkes-Kaever vom Sanatorium Barner planen die Einrichtung von Kleiderkammern. Dort werden gespendete Kleidungsstücke vorsortiert und dann der Kleiderkammer des Mutterhauses übergeben. Dort können sich die Flüchtlinge nach der medizinischen Erstuntersuchung im Diakonie Krankenhaus mit benötigter Kleidung eindecken. In Benneckenstein sind Kinoveranstaltungen für Kinder geplant. Schwierig sei es aber, arabischsprachige Filme zu organisieren.