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Eigenbau Ein Haus für Täubchen

Wann ist ein Mann ein Mann? Wenn er ein Taubenhaus nach historischem Vorbild bauen kann. So wie der Ziegenhagener Rainer Prothmann.

Von Karina Hoppe 08.08.2017, 18:00

Ziegenhagen/Walsleben l „Entweder man kann es oder man kann es nicht.“ Zuweilen ist die Welt ganz einfach, sagt Rainer Prothmann. Das Taubenhaus war es gewiss nicht. Der Ziegenhagener (51) baute es auf seinem und auch für sein Betriebsgelände in Walsleben. Gemeinsam mit einem Freund im vergangenen Winter. Ein viertel Jahr tüftelten die beiden immer wieder an dem Werk. Prothmann als gelernter Landwirt und sein Freund als Bauingenieur. Getragen von Prothmanns Vision, die er schon vor 20 Jahren verlautete: „Irgendwann habe ich ein eigenes Taubenhaus.“ Für das Schloss Calberwisch hatte er nämlich damals schon mal eins gebaut, sich aber keine Maße notiert. „Und wenn ich es getan hätte, würde ich sie heute nicht mehr finden.“

So hangelte sich Prothmann, der Damwild und eine knapp 100 Tiere große Mutterkuhherde sein Eigen nennt, einmal mehr an Recherchen im Internet entlang. Außerdem an seinem Gespür und der 1:3-Regel, was die Proportionen betrifft. „Da Vinci hatte wirklich Recht, das haut hin.“ Sitzt das Haus zu hoch, wirkt es fipsig, sitzt es zu tief, sieht es gedrungen aus – irgendwie falsch. „Das ist gar nicht so einfach.“ Zumal das etwa sieben Meter hohe Konstrukt achteckig ist. Auch das Häuschen selbst hat acht Seitenteile mit jeweils vier Nistzellen, macht insgesamt 32 Nistzellen. Durch das geschwungene Dach, eingedeckt mit Zink, musste jedes Brett angepasst werden. „Ein bisschen verrückt muss man dafür schon sein.“ Aber das Tüfteln, das ist für Rainer Prothmann positiver Stress. Es macht ihm Spaß und wenn er das frei stehende Haus jetzt sieht, freue er sich schier darüber. Auch, wenn das mit den Bewohnern noch nicht so richtig geklappt hat. Prothmann, der seit 30 Jahren Tauben der Rasse Thüringer Schwalben züchtet und manch Pokal aufweisen kann, hat mit eben jener Rasse und dem Taubenhaus keine guten Erfahrungen gemacht. Die „Schwalben“, die das Leben im Käfig seit Generationen gewöhnt sind, hätten das Gefühl für den natürlichen Feind verloren. „Sie bleiben sogar auf dem Rasen sitzen, wenn eine Katze kommt.“ So konnte sich vor allem der Habicht ordentlich an den Vögeln satt essen. „Er muss ja auch von etwas leben.“ Aber Prothmann will es ihm doch wenigstens etwas schwerer machen: mit Felsentauben, die er bereits für sein Taubenhaus bestellt hat. „Das sind quasi die Urahnen der heutigen Haustauben“, sagt Prothmann, der auf die bessere Wendigkeit der Vögel setzt. Weiße hätten optisch zwar mehr zum Taubenhaus gepasst – aber was nütze es. Hauptsache, das Häuschen ist bald bewohnt. Bei Vorbeifahrenden hat es schon einiges Interesse erregt. Prothmann ehrt das irgendwie.