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Aber keine Mannheimer Ära? Mit Erfolgsgarant Gross "Lust auf mehr"

Die Adler Mannheim genießen nach der achten deutschen Eishockey-Meisterschaft ein langes Party-Wochenende. Der radikale Umbruch hat sich schnell ausgezahlt. Der Erfolg kam mit einem verbissenen Perfektionisten.

Von Kristina Puck, dpa 28.04.2019, 15:54

Mannheim (dpa) - Noch immer euphorisiert vom achten deutschen Titel bespritzten sich die Mannheimer Eishockey-Meister auf dem Stadthaus-Balkon gegenseitig mit Schampus.

Teils mit dunklen Sonnenbrillen präsentierten Super-Torhüter Dennis Endras, Trainer Pavel Gross und Co. mehreren Tausend Fans den ersehnten Silberpokal, bei dem offenbar ein Henkel abgebrochen war. "Die Meisterschft ist für Mannheim, sie ist für alle", schrie Kapitän Marcus Kink mit nach dem Party-Marathon krächzender Stimme. Oberbürgermeister Peter Kurz würdigte die Meisterschaft der Adler als "außergewöhnlich".

Meistermacher Pavel Gross hatte im Moment des Triumphs dennoch auf eine Ansage an die Konkurrenz verzichtet. Von einer neuen Ära wollte der Erfolgsgarant nichts wissen. Seinen Spielern gönnte er es, "ein paar Tage" zu feiern. "Dann wollen wir weitergehen, auf jeden Fall", kündigte der Perfektionist nach seiner Titel-Premiere aber an.

Die Mannheimer waren im Glückstaumel. Über den ersten Titel seit 2015 und über das Ende der Dominanz des EHC Red Bull München. Von einer Wachablösung wollte zwar niemand reden. Mit dem verbissenen Gross könnten die Adler aber gemeinsam mit München die Deutsche Eishockey Liga in den nächsten Jahren prägen.

Der ehemalige Meister-Kapitän der Kurpfälzer ist der Hauptgrund für die imposante Saison mit dem Vorrunden-Punkterekord und dem souveränen Durchmarsch in den Playoffs. Nur neun Monate, nachdem Gross übernahm, ist Mannheim am Ziel. "Das ist die richtige Farbe", sagte Gross nach dem entscheidenden 5:4 nach Verlängerung gegen den Meister von 2016, 2017 und 2018 und meinte seine Goldmedaille.

Für den gebürtigen Tschechen dürfte der klare Erfolg im Trainerduell mit Don Jackson auch eine persönliche Genugtuung sein. Auch wenn er das selbst - durchnässt von einer Bierdusche - nicht einräumte. Dreimal hatte er mit Wolfsburg gegen Jackson im Finale verloren.

Erst im vergangenen Sommer war Gross in das Eishockey-verrückte Mannheim gekommen. Nach enttäuschenden Jahren hatte Geschäftsführer Daniel Hopp beschlossen, im "größten Umbruch" der Clubgeschichte alles "auf den Kopf" zu stellen. Noch im Januar 2018 waren die Adler Drittletzter und drohten gar die K.o.-Phase zu verpassen.

"Er arbeitet mit unglaublicher Akribie und Konsequenz, es gibt kein Links, kein Rechts", sagte Hopp über Gross. "Er ist ein Gewinnertyp. Das hat man von Tag eins, von Minute eins, von Sekunde eins an gemerkt. Das schwappt auf 25 Jungs über, wenn da ein Mann vor dir steht, der durch die Wand gehen würde für Erfolg", schilderte Nationalstürmer David Wolf: "Er hat einen Riesenanteil."

Den hatte in den Playoffs auch Endras. Der Nationaltorhüter ragte aus einem Luxuskader heraus und wurde als wertvollster Spieler ausgezeichnet. Als erstem Torhüter der Geschichte der DEL gelang es ihm, in der Finalserie zweimal zu Null zu spielen.

Die starke Defensive, die Mentalität, Aggressivität, die Kaltschnäuzigkeit und Kraft waren auch zu viel für die nach zehrenden Playoff-Serien ermüdeten Münchner. Mannheim vermasselte dem Red-Bull-Team den noch nie erreichten vierten DEL-Titel nacheinander.

Im furiosen und spannenden fünften Finale am Freitagabend zitterten die Adler aber noch einmal. Sie verspielten ein 4:1, erst in der Verlängerung erlöste Verteidiger Thomas Larkin sein Team. Plötzlich flippten alle aus: Endras wurde auf die erste Ehrenrunde mit dem Silberpokal geschickt, später verwandelte sich die Kabine bis in den Morgen in eine überschwemmte Partyzone. Gross scherzte, dass am nächsten Vormittag um 11.00 Uhr Training anstehe.

Der Trainer wird nun gemeinsam mit dem ebenfalls neuen Manager Jan-Axel Alavaara alles daran setzen, den Titel zu verteidigen. Als Zugang steht Stürmer Lean Bergmann fest, der sich mit seiner Treffsicherheit für eine WM-Teilnahme empfiehlt. Zudem kommt Verteidiger Björn Krupp, einer der Silbergewinner von Pyeongchang.

"Wer gewinnen will, muss an München vorbei", lautete die Prognose von Olympia-Kapitän Marcel Goc. "Die Münchner vom Thron zu schmeißen, macht natürlich Lust auf mehr", sagte David Wolf, schränkte aber ein: "Man soll die Füße auf dem Boden lassen. Wir haben eine sehr, sehr tolle Saison gespielt, aber sie kommen mit Sicherheit zurück."

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Marcel Goc (Mitte links) und Markus Kink präsentieren bei der Meisterfeier den Pokal. Foto: Michael Deines
Marcel Goc (Mitte links) und Markus Kink präsentieren bei der Meisterfeier den Pokal. Foto: Michael Deines
dpa