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Ferienfreizeit Kleinstadt-Leben im Mini-Format

Die Müllabfuhr ist unterwegs, im Laden gibt es frisches Obst, die Post hat geöffnet. Horthausen ist eine florierende Kleinstadt.

Von Carolin Ostrowski 08.07.2016, 04:00

Halberstadt l Den Ausweis abholen, das Begrüßungsgeld einstecken, sich Arbeit suchen – und schon ist man vollwertiger Bewohner von Horthausen. Bereits zum vierten Mal verwandeln sich Klassenzimmer und Flure in eine Kleinstadt. „Horthausen ist ein gemeinsames Projekt der Grundschule Anne Frank mit der Grundschule Freiherr Spiegel, das sich stetig weiterentwickelt“, sagt Petra Kupczyk, Mitarbeiterin im Hort Freiherr Spiegel.

Es gibt in der Kleinstadt alles, was man zum Leben braucht. So zum Beispiel auch ein Gericht. Am Donnerstagmorgen findet hier eine Verhandlung statt. Richter, Schöffen, Angeklagter, Rechtsanwalt und Staatswalt sitzen an ihren Plätzen. Die Anklage: Widerstand gegen die Polizei. Das Urteil: Abwaschdienst für den gesamten Donnerstag. Außerdem legt der Richter fest, dass der Verurteilte nicht beschimpft oder geärgert werden darf.

Für 20 Minuten Arbeit gibt es vier „Spiegeltaler“. Die Jobs werden zwischendurch getauscht. Bei der KoBa können sich die Kinder Berufskarten abholen. Besonders der Job des Chirurgen erfreut sich großer Beliebtheit. Krebs heilen, gebrochene Arme versorgen oder Magenentzündungen operieren – für die Ärzte ist das hier alles kein Problem.

„Ich finde Horthausen toll, es macht so viel Spaß“, sagt Ally (9) und Romy (7) fügt hinzu: „Hier lernen wir, wie man in der richtigen Welt mit Geld und Job umgehen muss.“ Auch Isabell (9) gefällt es in Horthausen. „Mir macht der Beruf der Verkäuferin am meisten Spaß. Ich berate meine Kunden gerne.“ „Die Kinder lernen hier, dass man arbeiten muss, um Geld zu haben, das Fairness wichtig ist und dass sie alle füreinander verantwortlich sind“, sagt Petra Kupczyk.

Auch eine Zeitung gibt es in der Kleinstadt. Ob sie Horthausenexpress oder -magazin heißen soll, darüber müssen die Kinder noch abstimmen. Ein Reporter ist ebenfalls im Einsatz. Er flitzt fleißig mit der Kamera umher und fotografiert. Fast kollidiert er mit der Müllabfuhr, die Horthausen sauber hält.

Und auch das Fußballfieber macht vor der 105-Einwohner-Stadt nicht Halt. Im Einkaufsladen sind Fan-Artikel im Angebot. Vielleicht gibt es in Horthausen ja nächstes Jahr auch eine EM.