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Langzeit-Serien Bye-bye Bella - Deutschlands langlebige TV-Krimis

Deutschland, deine Krimiserien: "Bella Block" im ZDF ist jetzt nach einem Vierteljahrhundert Vergangenheit. Auch andere TV-Krimis und ihre Figuren haben - oder hatten - eine lange Bildschirmpräsenz.

Von Gregor Tholl, dpa 25.03.2018, 11:43
Die beiden Gegenspieler: Bella Block (Hannelore Hoger) und Raven Morlock (Sabin Tambrea) in der Folge «Am Abgrund». Foto: ZDF/Hardy Brackmann
Die beiden Gegenspieler: Bella Block (Hannelore Hoger) und Raven Morlock (Sabin Tambrea) in der Folge «Am Abgrund». Foto: ZDF/Hardy Brackmann ZDF

Berlin (dpa) – Am Samstagabend lief der letzte Film aus der Reihe "Bella Block" mit Hannelore Hoger in der Hauptrolle. Damit war nach einem Vierteljahrhundert und 38 Folgen Schluss für die ZDF-Serie.

Die kauzige Kommissarin, die auch im Ruhestand Verbrecher jagte, ist nun passé. Alles hat ein Ende. Manchmal dauert es aber länger. Gerade bei Krimiserien hat Deutschland Erfahrung damit.

Manche Reihe oder Serie läuft hierzulande jahrzehntelang. Genauso lang wie "Bella Block" - nämlich 24 Jahre, von 1974 bis 1998 - war zum Beispiel auch "Derrick" im Einsatz. Hauptdarsteller Horst Tappert kam auf 281 Episoden in dieser Zeit. Sein Assistent Harry Klein, gespielt von Fritz Wepper, war vorher sogar schon in der Serie "Der Kommissar" dabei. Bei RTL läuft immerhin schon seit 22 Jahren "Alarm für Cobra 11 – Die Autobahnpolizei".

Seit mehr als 31 Jahren läuft die ARD-Serie "Großstadtrevier". Davon ist Jan Fedder 25 Jahre dabei. Im ZDF hat die Serie "SOKO München" eine Sonderstellung, läuft sie doch bereits seit 40 Jahren, 38 davon unter dem Titel "SOKO 5113" und mit wechselnden Mitwirkenden, lange Zeit aber mit Werner Kreindl und Wilfried Kraus.

Deutschland scheint besessen von Krimiserien - sie gehören zu den meistgeguckten und eben zum Teil auch langlebigsten TV-Formaten überhaupt. Die ARD-Reihen "Tatort" (seit 1970) und "Polizeiruf 110" (seit 1971, zunächst als DDR-Produktion) sind dafür der beste Beweis. Die Sonntagskrimis sind Reihen, die sich aus verschiedenen Teams in verschiedenen Städten und Regionen zusammensetzen, bei denen es immer wieder Personalwechsel gibt.

Allerdings gibt es innerhalb des "Tatorts" einige Ermittlerfiguren, die es mit "Bella Block" aufnehmen können oder sie sogar übertreffen. Rekordhalterin ist Lena Odenthal in Ludwigshafen, verkörpert von Ulrike Folkerts, die bald 29 Jahre im Einsatz ist (seit 1989).

Hinter der Dienstältesten folgt das Münchner Duo Batic und Leitmayr (Udo Wachtveitl und Miroslav Nemec), das seit 1991 ermittelt, gefolgt vom Kölner Duo Ballauf und Schenk (Klaus J. Behrendt und Dietmar Bär), das seit 1997 gemeinsam im Programm ist. Ballauf war zuvor schon ein paar Jahre in Düsseldorf im Einsatz.

Dahinter folgt mit ebenfalls mehr als 20 Jahren die bald aussteigende Inga Lürsen (Sabine Postel) in Bremen und dann mit 18 Jahren der Wiener Ermittler Eisner (Harald Krassnitzer). Dahinter liegt in der "Tatort"-Statistik der kürzlich gestorbene Jochen Senf, der immerhin 17 Jahre von 1988 bis 2005 im Saarland als Max Palu im Einsatz war.

Fast 17 Jahre - von April 1984 bis Januar 2001 - war auch Manfred Krug als Paul Stoever im Hamburger "Tatort" dabei. Mehr als 15 Jahre zählen die noch aktiven Figuren Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und das beliebte Münster-Duo Frank Thiel und Prof. Dr. Dr. Karl-Friedrich Boerne (Axel Prahl und Jan Josef Liefers).

In der Vergangenheit kamen auf mehr als 15 Jahre zum Beispiel auch der bis 2001 ermittelnde Frankfurter Kommissar Brinkmann (Karl-Heinz von Hassel) oder der bis 2007 eingesetzte Kommissar Ehrlicher (Peter Sodann), der erst in Dresden und dann in Leipzig zu sehen war.

Langlebigkeit weist auch Kult-Kommissar Horst Schimanski (Götz George) auf, der zwar nur von 1981 bis 1991 Teil des "Tatorts" war, aber danach eine eigene ARD-Serie bekam (1997 bis 2013).

Abseits der ARD-Sonntagskrimis weisen - wie eben auch "Bella Block" - in erster Linie die Samstags- und Freitagskrimis des ZDF einige langlebige Figuren auf - und hohe Quoten sowieso.

Die Serie "Der Alte" zum Beispiel läuft seit 1977. Der aktuelle Hauptdarsteller Jan-Gregor Kremp ist allerdings erst seit 2012 aktiv (vorher Walter Kreye, Rolf Schimpf und Siegfried Lowitz). Dafür war aber der Schauspieler Michael Ande (als Assistent Heymann) sagenhafte 39 Jahre dabei - in mehr als 400 Folgen bis 2016.

Seit immerhin 24 Jahren, seit März 1994, läuft die Serie "Ein starkes Team". Sie hatte erst kürzlich ihre beste Einschaltquote mit mehr als 8,3 Millionen Zuschauern. Von Anfang an dabei ist Florian Martens als Otto Garber. Nach dem Tod Maja Maranows 2016 kam Stefanie Stappenbeck als Linett Wachow an seine Seite. Seit 2017 ist außerdem Matthi Faust als Kommissar Sebastian Klöckner im Dienst des Samstagskrimis, als Nachfolger von Ben Kolberg (Kai Lentrodt).

Leonard Lansink ist bereits seit 20 Jahren, also seit 1998, als "Wilsberg" im ZDF zu sehen. Die Hauptfigur ist ein Buchantiquar im westfälischen Münster, der als Privatdetektiv arbeitet.

Fast 20 Jahre war Iris Berben als "Rosa Roth" im Einsatz (1994 bis 2013). Vom Samstagabendkrimi im Zweiten (Ausstrahlung auch bei Arte) will sich bald auch die seit mehr als 15 Jahren ermittelnde Senta Berger ("Unter Verdacht") zurückziehen, weiter am Start ist zum Beispiel die seit fast 15 Jahren ermittelnde "Kommissarin Lucas" (Ulrike Kriener).

Eine Besonderheit fürs deutsche Fernsehen - wie Schimanski - ist die Figur Matula. Der von Claus-Theo Gärtner dargestellte raue Privatdetektiv war 32 Jahre - von 1981 bis 2013 - Teil der Serie "Ein Fall für zwei". Die Serie läuft seit 2014 mit den Schauspielern Antoine Monot Jr. und Wanja Mues weiter. Matula hat jetzt aber seine eigene Serie. Letztes Jahr Karfreitag war Premiere des Spin-Offs, dieses Jahr Karfreitag (30. März) geht es mit dem zweiten Film weiter: "Der Schatten des Berges".