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Historiker Christopher Clark reist für das ZDF durch Europa

Christopher Clark ist ein renommierter Historiker. Für das ZDF moderiert er neue Doku-Reihe. Es geht um Europa. Dafür hat er frühes Aufstehen, lange Drehtage und Tausende Kilometer auf sich genommen.

Von Andreas Heimann, dpa 18.10.2017, 12:12

Mainz (dpa) - Für sein neuestes Projekt war Christopher Clark ganz schön viel unterwegs. An rund 100 Drehtagen ist der Historiker, der in Cambridge Neuere Europäische Geschichte lehrt, durch Europa gereist, ist mit der Vespa durch Rom gefahren und mit dem Fahrrad durch Amsterdam.

Manchmal ging der Flieger zum nächsten Drehort schon im Morgengrauen. "Die Drehtage waren die längsten meines Lebens", sagte Clark. "Am Abend war ich total erledigt." Clark war allerdings nicht im Dienst der Wissenschaft unterwegs, sondern fürs ZDF. Er moderiert die sechsteilige Dokumentation "Die Europa-Saga".

Der gebürtige Australier, der in dem Ruf steht, ebenso intelligent wie unterhaltsam zu sein, will den Zuschauern die europäische Geschichte von den der ersten europäischen Hochkultur auf Kreta in der Bronzezeit bis zum Brexit unserer Tage nahebringen. "Die große Saga dieses Kontinents will ich Ihnen erzählen und ihn auch für mich noch einmal entdecken", kündigt er in der ersten Folge "Woher wir kommen - wer wir sind" an, die am Sonntag (22. Oktober 19.30 Uhr) in der ZDF-Reihe "Terra X" zu sehen ist.

Die Doku-Serie sei ein Bildungsprogramm, erklärte ZDF-Hauptredaktionsleiter Peter Arens. "Wir wollten herausarbeiten, was dieses Europa kulturhistorisch ausmacht." Und das in Zeiten, in denen die Euroskeptiker lauter zu hören seien als die Befürworter. Doku-Serien über nationale Geschichte gebe es viele. "Eine europäische Kulturgeschichte haben wir vom ZDF anderen Ländern voraus."

Clark (57), der neben der australischen inzwischen auch die britische Staatsbürgerschaft besitzt und von der Queen zum Sir ernannt wurde, hat fürs ZDF bereits vor zwei Jahren die "Deutschland-Saga" moderiert. Und dabei anschaulich und mit viel Sprachwitz über deutsche Geschichte erzählt. Dozieren will er ausdrücklich nicht.

"Für die neue Serie fing die Arbeit für mich an, als wir gerade vor dem Brexit standen und es eine Welle von Anti-Europa-Berichterstattung gab", erzählt der Historiker. Er ist danach quer durch Europa gereist. In Athen, wo die antiken Griechen die Demokratie erfanden, war er ebenso wie in Rom, von wo aus über Jahrhunderte europäische Geschichte bestimmt oder in Paris, wo 1789 Schluss mit der jahrhundertelangen Vorherrschaft des Adels gemacht wurde.

Clark schwärmt in der Doku von den Höhlenmalereien in Chauvet im Tal der Ardèche in Frankreich oder begeistert sich für die Architektur des Pantheons in Rom. Aber er ist nicht der Schönredner europäischer Wirklichkeit. Europa sei auch ein dunkler, gewalttätiger Kontinent, sagte er. Und er weiß, wovon er spricht. Sein bekanntestes Buch, ein Bestseller, heißt "Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog". Auch diesen Aspekten europäischer Geschichte widmet sich die Doku-Reihe.

Und die Erwartungen des ZDF? "Vier Millionen Zuschauer möchte ich schon haben, etwa so viele wie bei der "Deutschland-Saga"", so Hauptredaktionsleiter Peter Arens, der die Serie gelungen findet: "Sehr dicht, kompakt und anspruchsvoll." Im Schnitt 400 000 Euro hat jede Folge gekostet. Alle Moderationen wurden einmal auf Deutsch und dann auch auf Englisch gedreht. Denn der Sender will die "Europa-Saga" nicht nur in Deutschland zeigen, sondern in möglichst viele Länder verkaufen - vielleicht sogar außerhalb Europas.

Alle sechs Doku-Folgen sollen langfristig in der Mediathek verfügbar sein, Folge 1 und 2 jeweils schon eine Woche vor der TV-Ausstrahlung, die übrigen dann jeweils 24 Stunden vorher.

Die Europa-Saga in der Mediathek, Folge 1