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Dauergucker Hollywood-Star Kevin Bacon steht voll auf Serien

Mit "Footloose" schrieb Kevin Bacon in den 1980er Jahren Kinogeschichte - mehr als 30 Jahre später ist er lieber in Fernsehserien zu sehen, wie er im dpa-Interview sagt. Und das hat seinen Grund.

Von Interview: Britta Schultejans, dpa 08.05.2017, 13:29

München (dpa) - Hollywood-Star Kevin Bacon (58) ist süchtig nach Serien. "Ja, ich bin ein Dauergucker", sagte der Hollywood-Star, der in den 1980er Jahren mit dem Tanzfilm "Footloose" berühmt wurde, im Interview der Deutschen Presse-Agentur in München. Auch beruflich orientiert sich der "Footloose"-Star heute eher in Richtung Fernsehen.

Frage: Ihre neue Serie heißt "I Love Dick". Warum wollten Sie da mitmachen?

Antwort: Produzentin Jill Soloway hat schon "Transparent" gemacht und ich war ein großer Fan der Serie. Außerdem spielt Kathryn Hahn Chris, und sie ist in den vergangenen Jahren immer witziger geworden. Ich hatte gerade "The Following" hinter mir, diese brutale, gewalttätige Action-Serie, in der ich in jeder Folge jemanden getötet habe oder beinahe selbst getötet wurde. Es war also Zeit für etwas anderes.

Frage: Ziehen Sie Fernsehserien Filmen heute vor?

Antwort: Es ist nicht so, dass ich sie lieber mag, aber es gibt dort heutzutage viel mehr Möglichkeiten für interessantes Arbeiten. In den 1970er Jahren habe ich in einer Seifenoper mitgespielt und danach gesagt: "nie wieder Fernsehen!". Ich wollte Filme machen, Arthouse-Kino. Aber diese Filme werden heute kaum noch gedreht, weil sie kein Publikum finden. Der Zustand des Films heute macht mich traurig. Studios machen heute eine Handvoll Filme im Jahr, die manchmal 200 Millionen Dollar kosten und auf Comics basieren. Das ist völlig ok, ich habe ja auch in "X-Men" mitgespielt. Aber das reicht auch. "I Love Dick" ist so etwas wie Arthouse-Kino als Serie, es ist sehr experimentell und dreht sich um Themen wie Liebe, Sexualität und Feminismus, die früher in Independent-Filmproduktionen behandelt wurden. Ich muss also dorthin gehen, wo die interessanten Inhalte sind.

Frage: Warum gibt es denn kein Publikum mehr für Arthouse-Filme im Kino?

Antwort: Da ist die Frage, was die Henne ist und was das Ei. Vielleicht liegt es daran, dass die Leute zu Hause heute mehr Möglichkeiten haben. Oder liegt es eher daran, dass die Filme, die wir machen, nicht mehr gut genug sind, um die Leute aus dem Haus zu locken? Ich weiß es nicht. Ein Problem ist auf jeden Fall, dass Arthouse-Filme sich nur Hoffnungen auf ein größeres Publikum machen können, wenn sie Preise gewinnen. Und um Preise zu gewinnen, müssen sie im Herbst starten. Das führt dazu, dass im Frühjahr oft gar kein Film läuft, den ich mir anschauen würde - und im Herbst dann sechs in einem Monat. Das ist seltsam. Auf jeden Fall haben sich die Inhalte aber dramatisch verschoben. "I Love Dick" läuft bei Amazon. Das ist noch nicht einmal ein Sender, sondern ... irgendein Ort, eine digitale Plattform. Und das ist sehr aufregend. Es gibt ja heute zwei- oder dreimal so viele Serien wie vor zehn Jahren.

Frage: Glauben Sie, dass diese Entwicklung dabei ist, ihren Höhepunkt zu überschreiten?

Antwort: Ich bin kein Filmgeschäft-Hellseher, aber es ist ein Geschäft, und natürlich kann man nicht alles machen. Vor fünf Jahren war es noch undenkbar für mich, eine Serie für Amazon zu machen. Bei Amazon kaufe ich meinen Rasierer, und es wäre mir damals nie in den Sinn gekommen, dass so eine Serienproduktion möglich ist. Die Dinge ändern sich, und sie ändern sich schnell.

Frage: Welche Serien schauen Sie selbst an?

Antwort: Alles Mögliche: "Transparent", "Night Manager", "Game of Thrones" - die Charaktere müssen gut sein, das ist wichtig. Ja, ich bin ein Dauergucker. Ich verbringe allerdings keine kompletten Wochenenden mit Serien - nur manchmal. Ich bin verheiratet, also müssen wir uns absprechen, wer wann was schaut. "The Walking Dead" habe ich allein geschaut, "The Crown" mit meiner Frau. Das ist interessant. Wenn ich ein Thema hätte nennen müssen, das mich wirklich überhaupt nicht interessiert, wäre es die Königsfamilie gewesen. Aber die Serie ist faszinierend.

ZUR PERSON: Hollywood-Star Kevin Bacon (58) hat derzeit viel mit Serien zu tun. Nach der Thrillerserie "The Following" spielt er nun in seiner neuen Serie "I Love Dick" die Titelrolle. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen, feministischen Roman der Autorin Chris Kraus und startet am Freitag (9. Juni) in der deutschen Übersetzung bei Amazon Prime Video. Das Original in englischer Sprache bereits am 12. Mai.